Radicalis / VÖ: 16. November 2018 / Rock, Folk, Psychedelic
tnisy.com
Text: Michael Bohli
Der schirmfüllende Augenaufschlag, ein immer wieder gern verwendetes Bild in Film und Werbung. Nicht nur suggeriert dies den Beginn von etwas Neuem, sondern auch ein gewisses Mass an Überraschung – oder Drogen. Denn „Universal Boundaries“ legt sich weit in die Sphären des Psychedelic-Folk-Rock. Vier Lieder, vier Sinnsuchungen mit Gitarre und Gesang. The Night Is Still Young ist acht Monate nach seinem Debütalbum wieder da und präsentiert uns eine neue Perspektive auf sein Schaffen.
Marco Naef ist einer der momentan fleissigsten Künstler in unserem Land. Er wirkte dieses Jahr bei „Cupid Bite“ von Don’t Kill The Beast mit, kürte sich zum „King Of The Bees“ und macht nun den wunderschönen und melancholischen Harmonien den Hof. The Night Is Still Young beweist bereits mit dem einfühlsamen „Release The Pain“, dass wir hierzulande auch ohne Jonathan Wilson überleben werden. Toller Aufbau, sehnsüchtig machende Stimmung und ein perfekt dosiertes Gitarrensolo zum Schluss – hier werden Schmerzen und Probleme wie durch Zauberhand in Klänge umgewandelt.
Gegen dieses Aufbäumen stellt The Night Is Still Young mit „Dreaming Of L.A.“ ein langsames, leicht surrealistisch wirkendes und mit Bläsern verziertes Epos, das auch Pink Floyd gerne im Landhaus komponiert hätten. Einzelne Spuren und Ideen finden sich in der Luft, vermengen sich zu einem Sommergewitter und baden alle in Glückseligkeit. Ein Kunststück, dass auch dem abschliessenden Mantra „We Are Doomed“ gelingt, trotz seiner Schwere und den kratzenden Gitarren. „Universal Boundaries“ ist unser Eintritt nach Babylon, eine facettenreiche Platte und ein Grosswerk. Falls in acht Monaten das dritte Werk folgt, dann bleibt Marco Naef für immer auf dem „Ivory Tower“.