Radicalis / VÖ: 21. Februar 2020 / Rock, Folk
tnisy.com
Text: Michael Bohli
Enio Morricone schwingt mit: „There She Goes Our Beautiful World“ eröffnet das dritte Album von The Night Is Still Young mit Bläsern, einem Weitegefühl und staubigen Windböen – und täuscht damit zum ersten Mal. Denn der Basler Musiker Marco Naef hat keineswegs eine Platte voller Americana komponiert, sondern widmet sich mit „She Wants Us to Leave“ aktuellen Thematiken, verpackt in Pop-Rock und Folk. Alleine eingespielt, als Spiegel für sich selber und die ganze Welt, irgendwie doch wie ein Western.
Die elf kurzen Lieder und Zwischenspiele auf dem Album werden von betörenden Melodien und packenden Hooklines bestimmt, Songs wie „Let Me Sleep Tonight“ oder „Devastation“ halten sich lange im Ohr. Mit einem trockenen Sound taucht man in die Gedankenwelt von The Night Is Still Young ab, ohne die schmerzenden Aspekte wegzulassen. Der Titelsong zeigt uns allen auf, wie schrecklich sich die Natur unter der Plage Mensch fühlen muss, hier werden aber zugleich intime Gedanken und Gegebenheiten seziert. Klanglich stellt die Platte eine bunt schimmernde Fassade auf, hinter der sich die Abgründe verbergen.
The Night Is Still Young hat für sein drittes Album eine Art Westernstadt aus Pop aufgebaut, zwischen deren Brettern die Geister lauern. Mit „Honeymoon Is Over“ oder „Instant Love“ führt der Künstler pointierte Texte an und zeigt sich gegenteilig zur letzten Platte „Universal Boundaries„. Knackig und konzentriert, mit erdigem Klang und viel Liebe zur Gitarre, „She Wants Us to Leave“ betört und bietet eine Läuterung, wenn man sich einsichtig zeigt.
Das Interview zum Album findet ihr hier.