Lakeshore Records / VÖ: 15. September 2017 / Soundtrack, Ambient
nickcaveandwarrenellis.com
Text: Michael Bohli
Die Frequenz, welche Nick Cave und Warren Ellis momentan an den Tag legen, ist schon fast wahnsinnig: Es vergehen keine paar Monate, ohne dass man einen neuen Soundtrack der Herren in den Händen halten kann. Dass die Werke dann auch immer von höchstem Niveau sind, ist sowieso klar – bei diesen Zauberern wird jede Melodie zu einer Offenbarung. Für den kommenden Thriller „Wind River“, das Regie-Debüt von Taylor Sheridan, suchten die beiden Kumpels von den Bad Seeds erneut die Schönheit in der dunklen Verzweiflung.
Mit Zurückhaltung und sorgfältiger Instrumentierung wird die Stimmung der Geschichte perfekt wiedergegeben. So reichen wenige Minuten und kurz gehaltene Tracks aus, um mit Violine, sanfter Orgel und Klavier-Tupfern die innere Zerrissenheit der Figuren und die Kargheit der eisigen Landschaft darzustellen. Sanft zwischen Poesie und Ambient wechselnd, ist diese Filmmusik schon fast zerbrechlich in ihrer Form. Wenn sich zu den Melodien dann noch die Stimme von Nick Cave gesellt, um emotionalen Zeilen Leben einzuhauchen, dann wähnt man sich in einem Traum.
Klar, die Musik auf „Wind River“ funktioniert als Ganzes am besten. Aber gewisse Stücke wie „First Journey“ oder „Three Seasons In Wyoming“ wirken auch für sich alleine gestellt und könnten fast von einem Bad Seeds-Album stammen. Nick Cave und Warren Ellis halten hier Trauer und Verzweiflung mit der Hoffnung im Gleichgewicht, nur um dann immer wieder in lauten Ausbrüchen zu enden – wie bei „Meth House“. Somit ist dies einer der wenigen Soundtracks, die auch ohne bewegte Bilder perfekt aufgehen und sich jeder Fan der Musiker ohne Zögern ins Regal stellt.