Eclipse Records / VÖ: 16. September 2022 / Djent Metal
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Text: Michael Bohli
Ein Konzeptalbum mit breiter Geschichte, vielen Figuren und einer Spielzeit von einer Stunde. Nicht nur wegen den Eckdaten lässt sich «In A Late Country» mit den grossen Alben von etwa Dream Theater vergleichen. Die Art, wie Mycelia Songstrukturen, Gesänge und Instrumente zusammenbringen, erzeugt eine ähnliche Stimmung wie «Metropolis Pt. 2: Scenes from a Memory». Das Quartett aus Zürich treibt den Progressive Metal aber weiter in Richtung Djent und aktuelle Themen.
Im Zentrum von «In A Late Country» steht die Geschichte eines Mannes, der in einer totalitären Umgebung seine Freundin sucht. Das ist postapokalyptisch und zugleich einen Fingerzeit auf den schleichenden Wandel, in dem wir uns heute befinden. Diesem Inhalt zu folgen ist allerdings nicht immer einfach, werden Worte und Gesänge im Klang von Mycelia oft von der lauten Musik übertönt. «Cryostatic Clubbing» kippt von zurückhaltendem Rock in Metal-Kaskaden, immer wieder dreht die Gruppe durch und kleistert Gitarrenspuren über die Songs.
Die Comic-Ästhetik des Covers findet man in der Musik von Mycelia nicht, hier knallt es technisch und unterkühlt. Die 15 Stücke sind alle kurzgehalten, «In A Late Country» ist als Album abwechslungsreich und bringt Growls und Melodien häppchenweise. Samples und Szenen wie in einem Hörbuch gestalten die Welt, doch leider fehlt oft der zündende Funke. Zwar hat die Band viele Fertigkeiten und scheut sich nicht vor Epik («Two Numbers»), der Feinschliff fehlt mir bei diesem fünften Studiowerk aber.