3. Juli 2019
Hallenstadion – Zürich
Band: MUSE
Rockkonzert und Hollywood-Spektakel, was ist wichtiger?
Muse haben sich schon früh in ihrer Karriere zu Meistern der pompösen Stadion-Shows entwickelt. Das wurde auch diesen Mittwoch im Hallenstadion von ihnen erwartet. Bekommen haben die Besucher*innen ein futuristisches Szenario, das an Opulenz kaum zu überbieten war.
Vor fast genau 50 Jahren setzten die ersten Menschen ihre Füsse auf den Mond. Entsprechend ist das Thema rund um die Raumfahrt, Zukunftsvisionen, Science Fiction ein aktuelles und oft verwendetes Motto. Auch Muse spielten gestern irgendwo optisch im Universum. Tänzer in Astronauten-Anzügen und Virtual Reality Bilder, wie aus einem Computerspiel. Passend zu ihrem neuen Album «Simulation Theory».
Alienhaft und mit LED-Lichtern verziert schlichen und hüpften Tänzer über die Bühne, übten sich im Karaoke-Trompeten-Spiel oder mischten sich in den Gängen unter die Besucher. Die Bühne sah aus wie aus einem Computerspiel. Und irgendwann schwebt ein skeletthafter Roboterkopf gross über allem und setzt sich in Szene. Die Geschichte um diesen Kopf wird während der Show weiter gespinnt, von der Gefangenschaft bis zum Befreiungsschlag. Eine düstere, virtuelle Welt, die Muse den Besucher*innen auf ihrer neuen Tour präsentieren. Die drei Musiker werden teilweise komplett von den visuellen Darbietungen und der riesigen Leinwand verschluckt. Nur wenn Bellamy den Steg in der Mitte der Halle bis nach vorne geht oder der kurze Moment, in dem alle drei Musiker in der Mitte, ganz ohne Kamerabilder, auf absichtlich schlicht gehalten, ein Stück spielen. Dann sind sie die Helden des Abends.
So digital und perfekt wie die Show, ist auch die Musik. Auch wenn Matt Bellamy noch so virtuos verzerrt auf seiner Gitarre schrummt, es klingt zu makellos. Alles ist geplant, die Spontanität verloren. Entsprechend fehlt die Spielfreude der drei Herren, die Choreographie der Show hat erste Priorität. Klar, das ist schon länger so bei Muse. Allerdings scheint ein Gros der Fans sich mittlerweile die Band der Anfangszeiten zurück zu wünschen. Mehr reale Musik, mehr Interaktionen mit dem Publikum, Nähe und Liebe zu den musikalischen Details, anstatt Playback und einer perfekt choreografierten Show.
Muse haben sich von der Club Show im abart in Zürich, zu einer der aktuell grössten Band hochgearbeitet. Ihre Musik und vor allem die ersten Alben sind und bleiben eine Klasse für sich. Dennoch lässt es die Frage offen, ob weniger, nicht wieder mehr wäre? Ob ihre Hit-Songs nicht auch ohne das ganze Primporium die grössten Stadien dieser Welt füllen würden? Ich denke schon.
Text + Bilder: Nicole Imhof
Weitere Konzertberichte:
2015 | Muse @ Sonisphere
2016 | Muse @ Hallenstadion
Offizielle Clips aus der Tour: