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Band: Morrissey
Album: Swords
Label/Vertrieb: Polydor / Universal
Veröffentlichung: 30. Oktober 2009
Website: www.itsmorrisseysworld.com
Geschrieben von: Luke J.B. Rafka
Die Legende lebt!
“Swords”, ein Album von einem Idol in der musikalischen Vergangenheit. Ein Silberling eines alternden Punkveteranen! Die Legende lebt! Ex-Smiths Sänger Morrissey veröffentlichte im letzten Jahr eine Best Of Scheibe der B-Seiten seiner letzten musikalischen Ergüsse.
Nun ja, nicht er veröffentlichte sie, sondern eher sein Label, mit dem er allerdings zukünftig nicht mehr zusammen arbeiten wird. Schon im Vorfeld wandte sich der Herr mittleren Alters an seine Fans um die zuvor veröffentlichte Scheibe “The HMV/Parlophone Singles 88-95“ seines Labels zu boykottieren. Hält er doch rein gar nichts von solchen VÖs zur Bereicherung der grossen Plattenfirmen. (Anm. d. Autors: Aber irgendwo muss das Geld doch hin, wenn nicht zum Künstler…) Zumal er angeblich nicht einen einzigen Taler davon erhalten wird, da die Tantiemen der letzten Veröffentlichungen bereits nicht an ihn weitergeleitet wurden.
Mag jetzt stimmen oder nicht, kennen wir alle die Machenschaften der grossen Firmen und Pleitegeier in der Weltwirtschaft, aber die Geschichten um das vertragliche Bestimmungen zwischen Morrissey und seiner Plattenfirma nun denn doch nicht. Fakt ist, den Plattenfirmen geht es miserabel, aber den Künstlern geht es ums nackte Überleben…
Nun denn, sei es wie es sei. Ich habe die CD nun hier liegen und möchte Euch darüber berichten.
Mir fällt zuerst auf, dass Morrissey in die Jahre gekommen ist und wohlmöglich das Photoshooting für ihn sehr anstrengend gewesen zu sein mag. Sieht er mir auf dem Frontcover nicht – wie manch Journalisten behaupten – lustlos, sondern eher schmerzverzerrt hockend im Grünen der Natur aus. Okay, ich weiss auch mit meinen erst 38 Lenzen, dass ich Probleme im Rücken bekäme, wenn ich so in posieren müsste. Von daher Hut ab Mr. Morrissey! Aber graue Schläfen machen Männer sexy, habe ich mir mal sagen lassen. Wie gut, dass Morrissey – nicht wie ich – noch Haare auf dem Kopf besitzt und mit seinem Jeanshemd in der Natur aussieht wie ein Cowboy von der Ponderosa Ranch.
Egal, kommen wir nun zu dem eigentlichen Produkt. “Swords”, dem Album. Ich hole also diesen vermeintlichen Silberling aus der Plastikhülle und stelle fest, dass sie als Vinylscheibe designt ist. Ein gelungener Schachzug. Retro ich habe dich wieder…
Startet der Silberling ebenso mit schönen rythmischen Gitarrenparts bei “Good Looking Man About Town”, wie ich sie von The Smiths schon gewohnt war und dieser ausdrucksstarken Stimme, flott und glücklich gekonnt und lässt Gutes hoffen.
Bei Songs wie “Don´t Make Fun Of Daddy´s Voice” und “It´s Hard To Walk Tall When You´re Small” kommt die alte Punkattitüde hervorragend durch die immer wieder auftauchenden Gitarrenriffs heraus. Die klirrenden Synths und die Geschwindigkeit der Songs liefern eine Abwechselung, die die Stimme von Morrissey durchaus benötigt.
Mit den Tracks “Christian Dior”, “If You Don´t Like Me, Don´t Look At Me”, “My Dearest Love”, “Shame Is The Name” und “Munich Air Disaster 1958” kommen in mir alte Smiths-Feelings hoch. Mal schöne, ruhige A-Gitarrensounds, gepaart mit romantisch klingenden Synths, die teilweise wie angehauchte Kirchenorgeln klingen und die eingängig, anmutenden Vocals vom alternden Punkveteranen lassen alte Erinnerungen an Klassiker wie z. B. “Girlfriend In A Coma” aufkommen. Sowas befindet sich auf einer B-Seite? Nun ja, ich muss gestehen, habe ich den Werdegang seiner Solokarriere nicht wirklich verfolgt, musste ich nun zur VÖ dieses Albums ein wenig recherchieren.
Jetzt auf jeden einzelnen Song dieses Produktes einzugehen, wäre wieder einmal fatal, da es sich um eine Retrospektive handelt. Ich finde dieses Album ein gelungenes Werk, passend in der Vorweihnachtszeit veröffentlicht. Es befinden sich sehr rhythmische Stücke auf diesem Silberling, sowie auch balladeske Tracks, wie man sie von Morrissey her gewohnt ist.
Die von mir im Einzelnen angesprochenen Stücke sind in meinen Augen auch die absoluten Burner des Albums und demnach auch meine Anspieltipps, die ich präsentieren kann. Die anderen Songs sind nicht schlechter, aber ihnen fehlen in meinen Augen diverse Kleinigkeiten (oder auch nur die Erinnerungen an die schöne alte Zeit), um sie zu Tophits zählen lassen zu können.
So, das war mal wieder ein gelungenes Werk mit 18 Tracks, welches ich mir eine zeitlang durch die Gehörmuscheln gezogen habe. Zu erwähnen bleibt aber auch noch, dass es eine Deluxe-Ausgabe gibt, bei der noch ein zweiter Silberling anhängt und 8 aus dem vergangenen Jahr aufgenommene Livetracks präsentiert, welches mir allerdings nicht vorliegt.
Liebe Grüsse und viel Spass beim Hören
yours Luke