Band: Mono Inc.
Album: After The War
Label/Vertrieb: NoCut GbR / SPV
Veröffentlichung: 17. August 2012
Website: mono-inc.com
Geschrieben von: Dennis Bäsecke
„After The War“ beginnt, wie man es von einem Mono Inc.-Album erwartet: Düster, atmosphärisch, vielversprechend. Mit dem Einsatz der Band springen ihre grössten Vorzüge sofort ins Ohr: Die individuell markante Stimme von Sänger Martin Engler, die wie immer hervorragend mit den ebenso charakteristischen weiblichen Backing-Vocals korrespondiert. Dazu kommen die durchweg eingängigen, quasi zum Ohrwurm geschmiedeten, Melodien, denen man sich kaum entziehen kann. Auch ist das Album absolut hochwertig produziert. So weit so gut.
Im zweiten Song „No More Fear“ besticht neben den Melodien, die sowohl in den Strophen, als auch im Refrain als wahre Mitsing-Hymnen erscheinen, ein spritziges Gitarrensolo von Carl Fornia. Auch in den folgenden Stücken wird jener anschmiegsame Wohlfühl-Gothic-Rock, für den Mono Inc. gefeiert und geliebt wird, in jeder Konsequenz zelebriert. Kaum ein szenetypisches Schlagwort fehlt den Texten, kaum eine entsprechende Wendung der Musik. Fast zu perfekt, will es mir scheinen.
Thematisch befinden wir uns, wie der Name schon sagt, in einer Nachkriegssituation. Neben der reuend romantisiert zurückblickenden Perspektive finden sich vor allem Motive des Aufbruchs und der Ermutigung zu neuen Wegen. Ganz schön unheilig.
„Arabia“ ist der nächste Höhepunkt. Während den orientalischen Vocal-Phrasen und dem vorwärts drängenden Groove beweist ein Frage-Antwort-Spiel zwischen Martin Engler und folkloristisch passenden Instrumenten erneut den gekonnten Phrasenbau von Mono Inc. Bei solchem handwerklichen Geschick, überrascht es mich allerdings, dass auch in diesem Lied der Weg in eine andere, als die Ausgangstonart, zu weit scheint.
Das folgende „In The End“ schlägt nun das Ruder ganz entschieden in Richtung Pop-Sound/ Radio-Tauglichkeit. An sich nicht verwerflich, aber hier ist es ein paar Umdrehungen zu heftig. Während der Song förmlich in streicherseelig triefendem Pop-Pathos versinkt, sehe ich vor dem inneren Auge schon die RTL 2-Vorschau zum Thema „Ganz spezielle Menschen meistern ihren Alltag“ oder eine ähnliche kulturelle „Notwendigkeit“ zu dieser Musik ablaufen. Weniger blumig ausgedrückt, die Musik verliert sich zu diesem Zeitpunkt in ungewollter Nebensächlichkeit. So etwas sollte man sich nicht leisten, wenn man im Internet das Attribut „alternativ“ beansprucht.
Zum Glück finden Mono Inc. schon in den ersten Takten von „From The Ashes“ zurück zum eigenständigeren Sound. Dafür offenbart sich hier aber exemplarisch das Grundproblem des Albums; Das Material des Songs – es handelt sich abermals um sehr gutes Material – hätte für einen starken dreieinhalbminuten-Song gereicht. Die annähernd acht Minuten, die „From the Ashes“ dauert, füllt es leider nicht. Trotz des ausgedehnten und durchaus abwechslungsreichen Zwischenparts, überzeugt der Bogen der Komposition nicht. Vielleicht liegt es daran, dass wiederum die Tonart nicht verlassen wird. Vielleicht ist der Refrain, den man schon nach dem zweiten Hören mitsingen kann, einfach nicht so spannend, dass man am Ende nochmal zwei Minuten darauf herumreiten müsste. Auf jeden Fall tritt der Song auf der Stelle. Ich habe diesen Absatz mit dem Versprechen begonnen, ein „Grundproblem“ zu zeigen. Zusammengefasst meine ich damit: Gute Ideen werden zu exzessiv abgefeiert und dabei gibt es sehr wenig Entwicklung in den Songs.
„Grown“ zeigt sich viel kompakter und dadurch gefälliger, während dann mit „My Songs Wear Black“ eine weitere Pop-Ballade folgt. Diesmal aber eine sehr schöne, deren Text mit persönlichem Ton zu berühren versteht.
„Forever“ schlägt wieder in die „In The End“-Bresche. Man hat den Eindruck, Mono Inc. versuchten mit dem chromatischen Bass im Refrain dem Kitsch jeweils noch einmal von der Schippe zu springen. Inzwischen wenig überraschend birgt auch dieser Song keine Modulation. Der Text erzählt derweil im schwelgerischen Plauderton von der staubigen Heimkehr des Kriegers und „dem was bleibt“. Dabei drängt sich mir die Frage auf; Ist der reflektierte Umgang mit sperrigen Themen, und eine dementsprechend pointierte Stellungnahme nicht eines der Identitätsmerkmale der schwarzen Szene? Angesichts eines Themas wie Krieg, verwischt mir der Standpunkt der Band zu sehr, was auch in den beiden Video-Clips deutlich wird, die auf der Homepage zu sehen sind. Im Vergleich zu einem Ronan Harris, der sein „I Hate War“ über das Publikum schmettert oder einer Letzten Instanz, die in ihrem neuen Song „Schuld“ mit deutlichen Worten ebenso wenig Platz für Missverständnisse lassen wie das aufschreiende „Crusade“ von [:SITD:], ist die Message hier schon ziemlich – sagen wir: dünn. Wenn ich mich an die markige und bärbeissige Band zu „Temple Of The Torn“-Zeiten erinnere, kann ich nicht anders, als diesen nachzutrauern.
Auf dem „(The) Long Way Home“ kehrt Mono Inc. zur Klanglandschaft des Beginns zurück und schliesst so den Bogen des Albums. Das funktioniert. Aber die „Orchester-Suite“, die noch einmal die Melodien des Albums Revue passieren lässt, befriedigt nicht so recht. Die verwendeten Samples klingen arg nach Game-Soundtracks vergangener Tage und bei allem Verständnis für Vampirromantik – ein dermassen blutarmes Arrangement muss einfach nicht sein.
Wer sich ordentlichen Düster-Rock, schöne Melodien und berieselnde Atmosphäre wünscht, wird hier gut bedient. Wer aber reflektierte Texte, klangliche Experimentierfreude oder „alternative“ Musik sucht, tut dies hier vergebens.
Tracklist:
1. My Worst Enemy
2. No More Fear
3. After The War
4. Wave No Flag
5. Arabia
6. In The End
7. From The Ashes
8. Grown
9. My Songs Wear Black
10. Forever
11. The Long Way Home
Bandmitglieder:
Martin Engler – Gesang
Carl Fornia – Gitarre
Manuel Antoni – Bass
Katha Mia – Schlagzeug
Gründung:
2000