Autor: Morné Mirastelle
Titel: Kopfsteinpflaster
Verlag: Ubooks
Geschrieben von: Luke J.B. Rafka
Heavy Metal der Literatur – so hart kann das Leben sein!
Selten findet man ein Bildnis des Autors oder der Autorin direkt auf dem Frontcover des gedruckten Werkes. Es ist schon vorgekommen, dass ein Autoren-Selbstportrait auf der Rückseite zu erblicken ist, aber wie bei diesem zu rezensierenden Buch ist es mir noch nicht erschienen. Morné Mirastelle trägt ein weisses Hemd, dazu eine schicke Krawatte unter einem Regenschirm stehend, während hinter ihr einzelne Pflastersteine um die Ohren sausen und sie erwartungsvoll streng und ernst mit hochgezogenen Augenbrauen und kirschroten Lippen dreinschaut.
Frau Mirastelle ist lt. eigener Aussage in einem Bergwerksstollen im Ostbergland geboren, in einer Stadt, wo die Mormonen wohnen. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum ich mich beim Durchforsten dieser Seiten gefragt habe, ob diese Schriftstellerin nicht alle Tassen im Schrank hat. Aber ihre Wohnqualitäten sind mir bisher noch unbekannt und sollten es vielleicht auch besser bleiben. Es könnte allerdings auch nur daran liegen, dass sie in ihrer Kindheit oftmals mit dem Kopf auf dieses Gestein geknallt ist, so durchgeknallt wirken die Kurzgeschichten in “Kopf-Stein-Pflaster“. Oder sie hat sich diese Steine einfach zu häufig gegen die Stirn gehämmert.
Trotzdem sind die Worte der Autorin eine kritische, wenn nicht immer durchschaubare, Hommage an die Welt des Lebens, der Träume und Ängste, die uns allen sehr wohl bekannt sein sollten. So schreibt Morné geschickt in Bildern, die allerdings einen wirren Film im Kopfe des Lesenden hinterlassen. In mehreren Kurzgeschichten präsentiert sie nüchtern das triste Dasein und die immer wieder auftauchende Gleichgültigkeit, die mit so manchem spiessbürgerlichen Leben im Einklang sind. Dabei nimmt sie kein Blatt vor ihren zarten Mund während, sie ihre Finger – frei nach Schnauze – über die Tastatur des Notebooks gleiten lässt und feststellt, dass der Stillstand des Lebens sehr facettenreich sein kann. Mal erlösend und Ruhe bringend, aber doch auch sehr Nerven aufreibend und anstrengend.
Madame Mirastelle jongliert mit Worten und der deutschen Sprache, wie manch andere mit Bällen spielen. Ein mehrfaches Lesen scheint dieses Werk in jedem Fall wert zu sein, aber dafür muss man auch geboren sein. Für mich als Nachdenker und Gesellschaftskritiker jedenfalls ist dieses Buch doch eine schwere Kost gewesen und ob ich mich diesem ein weiteres mal anvertraue bin ich mir nicht sicher.
Heraus gestochen ist mir die Geschichte “Waffenstillstand“. Mit welcher Leichtigkeit des Wahnsinns in dieser Kurzgeschichte mit der Angst des Terrorismus umgegangen wird, ist einfach ein Genuss wie der Kaffee und Kuchen am Nachmittag. Das kann zum Beispiel aus den elendigen, immer wieder auftauchenden Terrormeldungen der Medien resultieren, wenn man nur ein Internetcafe besuchen möchte.
Wortgewandt ironisch sowie kritisch und zum vor dem Kopf hauen ist dieses Werk als Heavy Metal der Literaturszene zu betrachten.
Gruß und Dank
Luke J.B. Rafka
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Erscheinungs-Datum: 1. Auflage – Oktober 2009
Format: Taschenbuch 12 x 18 cm, 128 Seiten
ISBN: 978-3-86608-119-2