Band: Microwave
Album: Death Is A Warm Blanket
Genre: Alternative Rock / Emo / Post-Hardcore
Label: Pure Noise
VÖ: 13. September 2019
Webseite: mcrwv.com
Ein Album an einem Freitag dem 13. zu veröffentlichen und ihm den Titel „Death Is A Warm Blanket“ zu verleihen – das macht man nicht, wenn man vorhat, Liebeslieder oder Songs über Freundschaft und betrunkene Abende in bester Gesellschaft unter die Leute zu bringen. Und damit hat „DIAWB“, im Gegensatz zu den ersten beiden Alben der Band, tatsächlich nichts am Hut. Microwaves Studioalbum Nummer drei ist durchwegs negativ und schwer, wobei eine Prise bitterböser Sarkasmus hi und da noch als auflockernd empfunden werden kann.
In den inzwischen gut sieben Jahren seit der Gründung von Microwave während der Schulzeit der Bandmitglieder ist viel passiert, und nach einem Blick in die Bandbiografie erscheint „DIAWB“ als die völlig logische Konsequenz, die nun folgen musste. Sänger Nathan Hardy, behütet und sicher aufgewachsen in einer gläubigen Mormonenfamilie, berichtet, wie das Leben auf Tour und die damit verbundenen Erfahrungen die Weltsicht – sowohl seine eigene wie auch die seiner drei Bandkollegen – nachhaltig prägte. Neugier und Hunger auf mehr als das, was die sichere Jugendzeit in der Heimatstadt bereithielt, gepaart mit Drogen und Alkohol und den wohl jedem von uns bekannten, mit emotionalen und psychischen Veränderungen verbundene Übertritt in das Leben in der Erwachsenenwelt bildeten den Boden für das, was „DIAWB“ nun bereithält. Dazu kamen ernsthafte gesundheitliche Probleme des Sängers und damit verbunden auch existentielle Ängste: Durch eine Schulterverletzung und eine allgemein miese körperliche Verfassung wurde nicht nur das Touren zur Herausfoderung, sondern auch Hardys „normaler“ Job als Stagehand. Ohne Arbeit kein Lohn und ohne gescheite Versicherung – und wir kennen ja alle die diesbezügliche Situation in den Staaten – nichts, das hier als Fangnetz vor dem Abgrund dienen könnte. Ohne finanzielle Mittel wird es schwierig, für OPs und Therapien aufzukommen, wodurch sich kaum Verbesserungen auf der Gesundheitsfront einstellen werden – ein Teufelskreis, der Hardy bis an den Punkt brachte, an dem der Gedanke, aus der Band auszusteigen, immer öfter aufpoppte.
Doch Hardy entschied sich für die entgegengesetzte Richtung. Und statt Microwave zu beenden, steckten die vier jungen Männer ihre verbleibenden Energien in ein neues Album. Und da es sich mehrheitlich um negative Energien handelte, erschien eine tonnenschwere Scheibe mit zehn Songs voller Resignation, Verzweiflung und Trotz. Mit „Leather Daddy“ beginnt das Ganze relativ zahm und scheint auf den ersten Blick an „Much Love“ anzuknüpfen, bevor man bald schon von der musikalischen Wucht überrascht wird, die „DIAWB“ in den Knochen sitzt. Mit „Float To The Top“ wagt sich Microwave in die Gebiete des Grunges vor, bei „Hate TKO“ wird mit Samples und Specials experimentiert und „Love’s Will Tear Us Apart“ ist mit Akustikgitarre und schleppender Stimme im Off der Ruhepol des Albums, bevor „Part Of It“ als krönender Abschluss die oft trübe Realität einer scheinbar perfekten Welt gegenüberstellt. Den Glauben an ein Licht am Ende des Tunnels kam der Band, die auf ihren ersten Alben noch nach „Adult Mid-Tempo Contemporary Rock“ klang („Kinda in between soft rock and hard rock“, wie sie selbst es auf ihrer Facebookpage schreiben) abhanden, und das soll man gefälligst auch merken, wenn man sich „DIAWB“ anhört.
In Kürze, nach einzelnen Shows auf dem Heimatkontinent, tourt Microwave mit Tiny Moving Parts durch Europa, lässt die Schweiz jedoch aus. Ab November reist das Quartett mit Boston Manor durch die Staaten. Lässt sich hoffen, dass es den Vieren gelingt, ihrer Gesundheit soweit Sorge zu tragen, dass „DIAWB“ eine Fortsetzung erhält. „It’s better to burn out then fade away“ hört sich zwar cool an, aber ich persönlich würde mich mehr über weitere Songs im Stil dieses Albums freuen, als eine weitere vielversprechende Band gegen eine Mauer rasen zu sehen.
Tracklist:
1. Leather Daddy
2. Float To The Top
3. DIAWB
4. The Brakeman Has Resigned
5. Hate TKO
6. Pull
7. Love’s Will Tear Us Apart
8. Mirrors
9. Carry
10. Part Of It
Mitglieder:
Nathan Hardy – Gesang und Gitarre
Travis Hill – Gitarre
Tyler Hill – Bass
Timothy Pittard – Schlagzeug
Gründung:
2012
Text: Sarah Rutschmann