tBoG Music / VÖ: 4. Februar 2022 / Singer-Songwriter, Gothic
thebeautyofgemina.com
Text: Michael Bohli
Was im Mundart-Pop zum Unmut von vielen einmal als Ausdruck des Schamgefühls formuliert wurde, transformiert sich bei Michael Sele zur poetischen Fragestellung. «Maybe God Knows» sucht Sinn und Ordnung im Dasein, Gesang und Gitarre mit energetischen Sounds. Der Frontmann von The Beauty Of Gemina zog sich im Dezember 2020 ins Little Big Beat Studio Lichtenstein zurück, um Perlen seiner Bandkarriere als intime Versionen aufzunehmen. Die «Studio Live Session» versammelt acht Stücke und eine halbe Stunde Singer-Songwriter-Kunst mit Gothic-Flair.
Man könnte es als Kumulation der Entwicklung anschauen, von hart pochenden Beats zu filigran bespielten Saiten und Tasten. Michael Sele ist nicht mehr der Dark-Wave-Zauberer, sondern nahe dem Folk. Auf den Studioalben wie «Skeleton Dreams» war diese Verschiebung bereits seit einigen Jahren auszumachen, The Beauty Of Gemina zeigten sich immer wieder als akustische Formation. Mit «Studio Live Session» findet nochmals eine Verdichtung statt. Das Steinway Grand Piano, diverse Gitarren und seine Stimme: Sele nähert sich dem Kern seiner Lieder, «Rainbow Man» ist ein erdig-raues Erlebnis, «In The Dark» findet eine verloren geglaubte Leichtigkeit.
Die amerikanischen Einflüsse werden klar, Country, Blues und Lagerfeuer-Erzählung sind in den mystischen Liedern enthalten. Und eine grosse Ehrlichkeit, wurde die «Studio Live Session» live und ohne nachträgliche Bearbeitungen aufgenommen. Zwar musste Michael Sele ohne Publikum musizieren, den Aufnahmen haftet aber dieselbe Intensität an, welche der Musiker live auf der Bühne zu erschaffen vermag. Träumerisch und nachdenklich, immer mit Gefühl. Ein perfekter Startpunkt für die Feierlichkeiten zum 15. Geburtstag der legendären Gothic-Band.