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Band: Mesh
Album: A Perfect Solution
Label/Vertrieb: Dependent / Alive
Veröffentlichung: 23. Oktober 2009
Website: www.mesh.co.uk
Geschrieben von: Luke J.B. Rafka
Eine Party der Gefühle – ein Leckerbissen am musikalischen Horizont auf…
MESH, eine Band aus England, die ihren Wandel lebt!
Nachdem der Keyboarder Neil Taylor das Trio verliess, schrumpften die Engländer zu einem Duo, was aber ihrem Schaffen absolut keinen Abriss tat.
Der Opener “If We Stay Here“ auf dem neuen Album – nach dreijähriger Abstinenz – liefert gleich druckvollen Synthpop der Extraklasse. Mit Gitarrenriffs angehärtet zeigt der Silberling “A Perfect Soloution“ im wahrsten Sinne des Wortes.
Nach dem gelungenen Opening des Albums folgt nun die Singleauskoppelung “Only Better“ in gekonnter, elektronischer Manier, poppig angehaucht daher. Dieser Song ist wahrhaftig ein Hit für die Mainstreamkategorie der allgegenwärtigen Radiosendungen. Klarer Gesang von Mark Hockings, gepaart mit dem Soundgetüftel aus den Keyboards von Richard Silverthorn. Die aus Bristol stammenden Exportschlager aus britischem Hause liefern einen Song nach dem anderen auf dem Album, wie man sich einfach die ernst zu nehmende Konkurrenz der heiligen Synthgötter von Depeche Mode vorstellt.
“Everything I Made“ zieht die Clubhaltigen Tracks der Briten weiter mit sich. Hier wird gekonnt eine Atmosphäre geschaffen, die klarer das Bild nicht werden lässt. Nach dem vorläufigen Ende ihres alten Labels, welches ebenfalls mit den Hofjüngern zurück kam, bieten die Englischen Musiker wieder ein perfektes Bild der elektronischen Musik in den Clubs. Endlich wieder Sounds, die auch klar verständlich sind und nicht mit irgendwelchen BumBum-Attacken gehäuft dahin geworfen wurden. Hier wurde getestet und produziert mit einem KnowHow wie schon lange nicht mehr in der Musikbranche gearbeitet wurde.
Die Abwechselung folgt zugleich mit dem vierten Track des Albums. “Is It So Hard“ kommt ruhig und bedächtig im romantisch-melancholischen Mantel umhangen daher. Wunderbar ruhige Produktion, die sich im Refrain nicht zu heftig steigert und daher eine schöne Stimmung erzeugt. „Weihnachtlich glänzet der Wald…“ kommt mir soeben in den Sinn. Ja, diese Scheibe wird sicherlich bei dem einen oder anderen unter dem Weihnachtsbaum gelegen haben und nun rauf und runter gehört werden.
“Hold It Together“ klingt nach experimentellen Depeche Mode der alten Schule, aber ausgereifter denn je. Ich glaube nicht, dass besagte Synthgötter diesen Song hätten besser gestalten können. Hier wird gekonnt die Experimentierfreudigkeit von MESH wiedergegeben.
Das Thema, welches sich die beiden Musiker mit diesem Album ausgesucht haben, passt zur vorweihnachtlichen Stimmung. Zerstörte Beziehungen von diversen Leuten, die sich irgendwann einmal innig geliebt haben, nun aber nur noch räumlich miteinander verbunden sind. Das Cover des Albums ziert eine massive Häuserfront und zeigt die schmerzhaften Dramen die sich hinter den Fensterscheiben abspielen, gekonnt auf. Die Kabel die sich überall im Artwork widerspiegeln, sind sowohl Rettungsseil als eventuell auch Fußfessel der Akteure zu interpretieren. “It´s Gone“ spiegelt dieses gekonnt in der romantisch, traurig anmutenden Stimmung wieder.
Die theatralischen Intros der einzelnen Stücke dieses Albums, die vielleicht sogar ein wenig untergehen, zeigen allerdings diese Atmosphäre an, wie man sich fühlt, wenn eine Beziehung dem nahenden Ende entgegen springt. So auch bei “How Long“, dem nächsten Lied auf dem Longplayer, der aber auch wieder etwas flotter die Stimmung anhebt und zu einer Party der Gefühle werden lässt.
Der 8. Titel des Albums “Who Says“ lässt wieder eine gewisse Härte aufkeimen, die vielleicht die Wut darstellen soll, die in einem Beziehungsende ebenfalls oftmals erscheint. Hier sind wieder einige Gitarrenriffs in der Front zu hören, die einen MESH-Song zwar härter klingen lässt, als gewöhnlich, aber trotzdem nicht zu einer Rocknummer veraltern lässt. Der lang gezogene Refrain mit „Who sayyyys…“ – um das mal schriftlich wiederzugeben – klagt zugleich an, was angeklagt werden muss.
“Hope. Dreams“ ist wieder ein experimentierte Track, der durch die Haut eines Synthpopfanatikers gehen kann. Die Beats hauen sich ungleichmässig durch die Ohrgewinde, der brutale Gesang (wenn man mal von brutal reden kann) im Refrain zeigt wieder diese Wut in Hoffnung und Träumen auf. Auch die Gitarren tun ihr bestes um diesem Track die nötige Unruhe einzuhauchen. Ein gekonntes Spielchen mit dem Feuer, auf welches sich MESH eingelassen hat.
Nun folgt ein etwas jazziges Intro zu “Want You“ und lässt wieder ein wenig Ruhe einkehren. Der Basslauf mit den klassischen Elemente angehaucht liefert eine Freude in mir, die ich schon lange nicht mehr bei elektronischen Kompositionen erfahren durfte. Diese Nummer reift im Laufe der abgespielten Zeit zu einem absoluten MESH-Klassiker und wird den jeweiligen Fan sicherlich im Ohr hängen bleiben.
Und nun kommen wir zum Outro des Silberlings. “The Bitter End“ wirft wieder Fragen auf, wie es mit MESH weitergehen soll. Es wird wieder etwas härter und clubbiger, aber trotzdem bleibt es eine absolut, monströse zum Schunkeln aufheiternde Synthpopnummer!
Fazit:
Kürzlich vor Weihnachten sind natürlich unzählige neue Alben erschienen, bei denen die Freude sehr gross und die Ernüchterung ziemlich flach ausgefallen war, weil das Ergebnis weit hinter den Erwartungen zurück blieb. Doch bei den Briten namens MESH ist es so, wie ich es wirklich erwartet habe. Gekonnt experimentierfreudig präsentieren MESH ihr aktuelles Album. Direkte Anspieltipps gibt es nicht, das Album ist durch und durch ein gelungenes Meisterwerk, obwohl die beiden Musiker sicherlich noch nicht ihren Zenit erreicht haben. Ich bin gespannt, was uns das Jahr 2010 von ihnen noch bietet.
Als Leckerbissen für die Fans, die drei Jahre auf ein neues Mesh Album warten mussten, erschien „A Perfect Solution“ neben der normalen Jewel-Case Variante (mind 140) auch als streng limitiertes Box-Set (mind 141). Diese Box enthielt neben dem Album eine Vinyl 7“, ein Bandposter und ein grossformatiges, 48-seitiges Booklet. Congratulations meine Herren, gelungene Produktion… weiter so!
Trackliste:
01. If We Stay Here
02. Only Better
03. Everything I Made
04. Is It So Hard
05. Hold It Together
06. It’s Gone
07. How Long
08. Who Says
09. Hope. Dreams
10. Want You
11. The Bitter End
Band-Member:
Mark Hockings (Gesang/Gitarre)
Richard Silverthorn (Keyboard)
Gründungsjahr:
1992