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Artist: Mechanical Moth
Album: Rebirth
Label/Vertrieb: Scanner / Soulfood
Release date: 5. Juni 2009
Website: www.mechanicalmoth.de
Written by: Luke J.B. Rafka
Die Wiedergeburt einer verheissungsvollen Paarung feenhafter Frauenstimmen mit elektronischen Beats, Gospel/Soul und Sinfonie- bzw. Orchestralmusik!
Der Titel REBIRTH des neuen Albums von Mechanical Moth trifft einmal mehr den Nagel auf den Kopf. Ein wandelfähiges Electroprojekt aus dem Darkgenre schlägt aus dem Untergrund kräftig auf. Seit 2002 trifft Elektro, gepaart mit Gospel/Soul und Sinfonie- bzw. Orchestralmusik aufeinander und immer in verschiedenen Variationen.
Anno 2002 wurde in Darmstadt das Projekt – damals noch unter dem Namen „Projekt Rosenhöhe“ – von Tandrin gegründet. Noch im selben Jahr wurde Mechanical Moth durch die Stimme der Sängerin Matricide bereichert, welche die Band allerdings 2007 aus beruflichen Gründen verlassen musste. 2004 erschien dann das erste Album, welches als erster Teil einer Trilogie veröffentlicht wurde. Auftritte im Vorprogramm von den Untoten und sogar auf dem WGT verhalfen der noch jungen Band viele Möglichkeiten und gute Chartplatzierungen. Für die Livessesions musste aus logistischen Gründen die Band 2005 auf zwei Mitgliedern verkleinert werden. Ende 2005 also, löste sich die komplette Livebesetzung auf. Bis auf den Gesang wurde von da an nur elektronische Livepräsenz geboten. Zur Unterstützung von Matricides Stimme wurde noch eine Backgroundsängerin gesucht und gefunden. Mit Salacity stiess Ende 2005 eine weitere Sängerin zur Band und etablierte sich nicht nur bei Liveauftritten, sondern auch mit drei Songs auf dem letzten Teil der Trilogie „Deus Ex Machina“, der als Album unter dem Namen The Sad Machina 2007 veröffentlicht wurde. Nach dem Abschluss dieser Trilogie kam es erneut zu Umbruch. Wie bereits erwähnt musste Sängerin Matricide aus beruflichen Gründen die Band verlassen. 2008 arbeitete Mechanical Moth mit Ivy weiter und veröffentlichte nun im Juni 2009 „Rebirth“.
Die Wiedergeburt einer verheissungsvollen Paarung feenhafter Frauenstimmen mit elektronischen Beats, Gospel/Soul und Sinfonie- bzw. Orchestralmusik war nun vollzogen. Ein wunderbares Album, welches mit viel Gefühl bestückt ist und von den zarten Stimmen hervorragend vorgetragen wird.
Beginnt das Album doch gleich nach dem Tanzbein fordernden mit „Dance Revolution“. Interessante Befehle werden von den zwei Vamps in den Raum geworfen, „Moving Faster!“ Tolle Sprachsamples runden den Song enorm ab. Beide Sängerinnen stehen in der Front – wie eigentlich bei jedem weiteren Stück von Mechanical Moth – und fordern nach der Tanzrevolution! Ich stelle sie mir gerade, leicht aber nicht zu frei bekleidet, tanzend auf der Bühne vor, wie sie u.a. ihr Publikum völlig betörend zum Tanze auffordern.
Bei „Cathedral“ wird es etwas ruhiger. Scheint der Song doch etwas religiös zu werden um hier ein wenig dem Gospel den Vortritt zu geben. Die Stimmen sind nicht mehr fordernd sondern eher nach der „Hohen Priesterin“ klingend. Und auch hier ertappe ich mich beim Mitsingen… „My Soul is my Cathedral“…Ohrwurmcharakter pur! Die Beats klingen nach einem aufgeregten Herzschlag, was sich zu den Gesängen der beiden „Hübschen“ genussvoll einreiht.
Wie ich bereits in einer meiner Reviews zuvor erklärt habe, lässt sich kaum ein Electroact nicht dazu verleiten, einmal in Kraftwerkmanier zu arbeiten und auch die sexhungrigen unter Euch zu befriedigen. Beginnt also der nächste Track „Black Queen Style“ mit einer schönen Vocoderstimme, wie einst bei Kraftwerk und die noch kurz vorher als Hohe Priesterin bezeichneten Sängerinnen wandeln sich wieder in die absoluten Vamps bzw. Bitches…hervorragende drei Beginnertracks des Albums, die keinesfalls langweilig wirken. Bei jedem Song wippt mein „Wackeldackelkopf“ wieder hin und her. Die Wandelfähigkeit der Damen ist wirklich beachtlich. Ein Livekonzert wird für mich also immer interessanter und sicherlich komme ich da bald nicht mehr vorbei. Doch zappe ich nun einfach mal weiter zum nächsten Track.
„Zealot“ beginnt mit Klaviertönen, gepaart mit leicht ruhigem Synth und steigert sich dann ins Electro/Industrial ähnliche Gekloppe. Da sind sie, die feenartigen Stimmen, die mich noch tiefer in meine Träume verstricken. Hier hört man auch deutlich den für Electromusik bekannten Synthysound heraus, der aber nicht zu stark hervorsticht – eher dezent gehalten. Das romantische Geklimper im Hintergrund, gepaart mit den Feenstimmen, bringt jetzt den Soul in mir hoch.
„Look behind you“ beginnt sehr vielversprechend nach einem absoluten Tanzflächenfüller. Dieser Track ist in meinen Augen auch absolut massenkompatibel für die Musikliebhaber, die nicht nur im düsteren Bereich unterwegs sind. Ich könnte mir diesen Song zum Beispiel gut bei einem städtischen Grillfest vorstellen und sicherlich würden die einzelnen Omis und Opis, die sich eigentlich nur zu Uftata-Tanzkapellenmusik bewegen auch hier zumindest ihr Bein wippen – was sicherlich nicht abwertend von mir gemeint ist. Ich bin schon in der Lage beurteilen zu können, dass sich dieser Song für die breite Allgemeinheit im normalen Radio etablieren könnte. Aber das wird wohl leider niemals geschehen, da die bestimmenden Personen bei solchen Stationen gar nicht erst auf den Gedanken kommen, solche Musik zu unterstützen.
Und jetzt folgt der absolute Hitsong des Albums. „Feenzauber“! Bei den Stimmen passt das mal wieder wie die Faust aufs Auge und dabei ist das Lied weder tanzbar, noch harsch vorgetragen. Nein eher romantisch und an eine Mischung aus Blutengel und L’Ame Immortelle mit einer Prise Goethes Erben-Spielerei erinnernd. Wobei ich das eigentlich gar nicht wirklich möchte, denn an diesem Song könnten sich besagte Acts eher eine Scheibe abschneiden, so gut gefällt er mir. Der Vorteil liegt auf der Hand – dieser Song ist in Deutsch gehalten und trifft so noch mehr die Romantik.
Die verflixte 7 „Elegy“ auf dem Album erinnert mich ein wenig an… irgendwie weiss ich das gerade nicht so genau. Aber sicherlich kennt Ihr das auch – man sucht förmlich nach dem Begriff, Namen oder sonstiges, was einem so gerade auf der Zunge liegt und findet es nicht. Aber irgendworan erinnert mich dieser Track, ich weiss es aber nicht wirklich – ah doch! Für die Älteren unter Euch sind die rockigen Transvision Vamp vielleicht sogar noch ein Begriff. Und da sind wir wieder bei diesen Vamps. Irgendwie klingen sie schon wie echte Vamps, von daher muss ich mir noch einmal die Fotos von ihnen anschauen.
So, nach fast 10 Minuten – ich neige gerne zu Übertreibungen – bin ich bereit weiter zu hören bzw. auch für Euch zu schreiben. Kommen wir also zu „Velvet Dancer feat. Der Kammersänger“. Genauso stelle ich mir einer passende Männerstimme vor. Klingt der Kammersänger doch sehr nahe an Alexander Veljanov von Deine Lakaien oder Oliver Mietzner von Decence. Hier ist ein schönes Trio zugange. Der Kammersänger muss sich doch bei den Aufnahmen dieses Songs wie der Hahn im Korb gefühlt haben. Wenn die beiden Damen nur halb so schön sind wie sie singen können, stelle ich mir die Konzentration bei einem solchen Recording sehr schwierig vor.
„Dying is a lonely game“ ist erneut mit Männer- sowie Frauenstimme gesungen. Hier bildet der Sänger einen genialen Kontrast zu, feenhaften Charakter der Frauenstimmen. Auch bei diesem Song sehe ich eine grosse Chance in den Clubs gespielt zu werden. Hier sind ebenfalls wieder ein paar Sprachsamples zu hören, wie es sich bei guten Elektroproduktionen gehört.
Mit Passion, dem nächsten Song des Albums, geht es noch mal so richtig flott daher. Der absolut clubtaugliche Song hämmert die Beats nur so durch den Raum und die Vampstimmen sind wieder etwas ruhiger, aber dafür wieder fordernd allein gehalten und mehr gesprochen, aber dafür im Hintergrund gesungen. Die verschiedenen Effects in diesem Song erinnern mich irgendwie an die Karl May-Filme mit Pierre Brice. Dem französischen Schönlingsschauspieler, der seine Rolle ebenso gut spielte, wie beide Sängerinnen und natürlich der Kopf hinter diesen Damen. Diese panflötigen Effects passen sich dem Song sehr gelungen an.
Nun wird es härter. Das Frauen immer wieder mal das Machtwort haben, wird bei „MDK“ allen klar. Eine hervorragende Industrialnummer, die sich dazu förmlich aufdringt, den Volumenregler weit nach rechts zu drehen. Auch hier dürfen natürlich die typischen Industrial- / Electrosprachsamples nicht fehlen. Dieser Song ist also die absolut treibende Tanznummer des Silberlings, keine Frage!
„What have you done to me“…klingt es anschliessend aus den Lautsprechern. Das frage ich mich gerade auch. Der vorletzte Song des Albums heisst „Fiend“. Diese Frauenstimmen haben es in sich. Mal betörend, fordernd dann wieder blitzartig erotisch und in einem Atemzug wieder feenhaft. Einfach genial diese Wandlungsfähigkeit, die wirklich nur Vamps inne haben können. „Fiend“ besticht mit Effekten, aber dieser Song ist auch die Ausnahme auf dem Album, welche mir nicht so wirklich gefällt.
Mit dem krönenden Abschluss kommt dann Mechanical Moth auf dem Longplayer her. „Crimson Theme“ ist ein schön arrangiertes Stück mit orchestral, synfonischen Anleihen und erinnert mich sogar an Annie Lennox von Eurythmics. Sie hatte ja auch immer diese klassischen Elemente in ihren Songs und konnte damit enorm gut umgehen, wie auch Mechanical Moth es schaffen. Genau mit diesem Albumschluss hat mich das Trio überzeugt zu den ganz Grossen im düsteren Musikbusiness zu gehören. Ein Talent, welches bisher verkannt wurde.
Fazit:
Dieses Album kann ich jedem Electrojünger, Blutengelfreak und L’Ame Immortelle-Liebhaber nur empfehlen. Aber auch denen, die sich bisher noch nicht wirklich mit der düsteren Seite der Musik beschäftigt haben. Hier sind die 80er Sounds in Form von Kraftwerk ähnlichen Samples zu hören. Auch rockig, poppig klingende Parts wie einst Transvision Vamp – die 80er Talente aus dem Independentrock – findet man hier. Gospel/Soul und die orchestralen Effekte kommen ebenfalls zum Vorschein. Aber ganz besonders in den Vordergrund muss ich die beiden Vamps stellen, die mit ihrer Wandelfähigkeit dem Projekt ein enormes Potential aufdrücken. Anspieltipps für jeden Tanzbär sind sicherlich – der gleich zu Beginn des Albums kommende Track – Dance Revolution und Black Queen Style sowie Look behind you. Für die absoluten Geniesser unter Euch, darf ich natürlich Feenzauber und Crimson Theme nicht vorenthalten. Diese Songs eignen sich für die eher ruhigen Gemüter und kommen wirklich schön vorgetragen rüber.
Also mein Schlussfazit zu diesem Silberling fällt eindeutig aus. Hier wurde endlich wieder ein Album produziert, welches von mir alle 5 von 5 Sternen erhält. Und ein absolutes Lob an den Produzenten, Texter und Songwriter. Hervorragende Arbeit habt Ihr geleistet!
Tracklist CD1 (Audio Tracks):
01 – Dance Revolution
02 – Cathedral
03 – Black Queen Style
04 – Zealot
05 – Look behind you
06 – Feenzauber
07 – Elegy
08 – Velvet Dancer feat. Der Kammersänger
09 – Dying is a lonely game
10 – Passion
11 – MDK
12 – Fiend
13 – Crimson Theme
Tracklist CD2 (PC Data):
Video (wmv): Black Queen Style – Video Clip
Additional Songs (mp3):
Black Queen Style (FabrikC RmX)
cathedral (sinessence remix)
Chainsaw (Acylum remix)
Chainsaw (N+T Remix by Sleetgrout)
Dance Revolution (Acylum Remix)
Dance Revolution (Industriegebiet Remix)
Feenzauber (Lauras Cello)
hate the light (remix by [sintheticsquad])
Rette mich
Shadowcall
Zealot (Remixed by IntSec)
Zealot (Remixed by The Negativekoil)
Briefe / Letters: Ivy.pdf
Salacity.pdf
Tandrin.pdf
Bilder / Pictures:
Pictures of Ivy
Pictures of Tandrin and his makrophotography
Trackslist CD3 (Guests):
Der Kammersänger (Max von Chamber)
– GuestVox on Dance Revolution and Velvet Dancer
Massimo (Ellipse, Industriegebiet)
– GuestVox on Dance Revolution
Laura Obenauer
– Cello on Feenzauber (Lauras Cello edit) and Dance Revolution
Angie (Obsidian Obscure)
– Guestvoxsamples on MDK mastered by X-Fusion Music Production