Big Scary Monsters / VÖ: 11. Juni 2021 / Noise, Punk
meatwaveband.com
Text: Michael Messerli
Eigentlich schade. Schade, dass „Volcano Park“ nur eine EP ist. Aber immerhin ein starkes Lebenszeichen von Meat Wave, die nach ihrem grandiosen letzten Album „The Incessant“ nicht oft von sich hören liessen. Und immerhin mehr als nur eine Single, denn das war ursprünglich der Plan, nachdem die Band aus Chicago ein neues Album aus offensichtlichen Gründen aufschieben mussten. Etwas bezeichnend, dass diese EP besser geraten ist als vieles, das 2021 bisher veröffentlicht wurde.
Entweder halten viele andere Bands ihre Alben auch zurück oder aber es fehlt nach einem zunehmend kämpferischen 2020 in diesem Jahr einfach die Kraft oder die Inspiration, aus dieser ganzen Kacke etwas Gutes zu machen. Bei den meisten Bands dampft sie einfach nicht. Nicht so bei Meat Wave. Es mag natürlich etwas viel Indie-Romantik drinstecken, wenn man schreibt, dass gerade das Spontane und das Unbefangene diese sechs Songs so frisch erscheinen lassen. Aber vielleicht ist es auch einfach wahr und ein Glücksfall. Eigentlich gut also, ist das hier nur eine EP. Was will man denn mehr?
Es reicht doch völlig, wenn Meat Wave mit „Tugboat“ loslegen, als wäre nicht nur die Kacke am Dampfen, sondern würden sie gleichzeitig auch noch von der anderen Seite angepisst. Sie heben sich von anderen Noise-Bands dadurch ab, dass ihr aggressiver Punkanteil relativ gekonnt auf den Punkt kommt, dabei die Melodien aber nicht vergisst und alles zu einem Ganzen verwebt, ohne dass es einen Brei gibt. „For Sale“ tanzt ganz vorne auf dem Bühnenrand, bei diesem Drahtseilakt immer ein bisschen nach vorne gelehnt und dann doch nicht zum Sprung bereit. Einer der mitreissenderen Momente in diesem Musikjahr.
Das gilt auch für den nächsten Streich: „Yell At The Moon“ galoppiert einem gnadenlos auf dem Schlagzeug davon, angestachelt von Chris Sutters Gesang und Texten. Fast meint man, sich kurz in einem Album von Faith No More verirrt zu haben. „Truth Died“ klingt, als würden Meat Wave einen Song einer anderen Band covern und ihn damit noch besser machen. So geradlinig sie oft sind, sie verstehen auch das mit den Pausen, wie das nahtlos folgende „Nursing“ beweist, bei dem Sutter die Flächen liefert, auf denen sich Joe Gac mit dem Bass ausbreiten kann. Auf dem Cover schaut ein Mann mit Jack-Nicholson-Blick aus dem Fenster. Man fühlt sich wahlweise ertappt oder beobachtet. Erst gegen Ende erwacht man aus den „Fire Dreams“ – und die Vorfreude auf ein neues Album steigt enorm.