Band: Madsen
Album: Lichtjahre Live
Genre: Indie / Rock
Label: Arising Empire
VÖ: 21. Februar 2020
Webseite: madsenmusik.de
Starallüren, One-Hit-Wonder, Grossstadt-Musik – nö, das braucht man bei Madsen gar nicht erst zu suchen. Kaum eine Band hat wohl eine so unspektakuläre, sympathische und irgendwie auch einfach mega herzige Bandbiografie vorzuweisen wie das Quartett aus Wendland. Äh, wo das ist? „Nord-östliches Niedersachsen und Königin aller Provinzen. Nirgendwo in Deutschland fährt man so lange in egal welche Richtung, bis man auf eine Autobahn stößt. Nichts ist so wenig Berlin wie das Wendland.“ Okay, danke für die erklärenden Worte, liebes Management. Dort, auf dem Lande, wohnt die Band übrigens immer noch, zum Teil mit Kind und Kegel, wie sie bei einem Pläuschchen nach ihrem Gig im Winterthurer Salzhaus letzten Frühling erzählten.
Schon früh hatten die drei Gebrüder Madsen (ja, das ist ein Nachname) angefangen, gemeinsam Musik zu machen. Vielleicht, weil es auf dem Lande nicht viel anderes zu tun gab, vielleicht, weil es sich irgendwie einfach sonst gerade ergab, dass sich der eine für Schlagzeug (Sascha) und die anderen zwei für Gitarren (Johannes und Sebastian) interessierten und es lustig fanden, Songs zu schreiben. Das einzige Nicht-Familienmitglied, Bassist Niko Maurer, musste sich bei der Namensgebung natürlich unterordnen (3 gegen 1, sorry), ihm schien es aber trotzdem ganz gut zu gefallen beim Familienunternehmen Madsen, immerhin ist er bis heute mit von der Partie. Wie die drei Brüder natürlich auch. Was, bei inzwischen 14 (!) Jahren Bandgeschichte nicht selbstverständlich ist. Live konnte die Madsen-Familie sogar noch Zuwachs verbuchen: Lisa Nicklisch übernahm Keyboard und Gesang, Martin „Mücke“ Krüssel eine weitere Gitarre.
Und Apropos live: Genau darum geht es hier eigentlich. Denn das Quartett Madsen hat gerade ein Live-Album am Start, inklusive DVD, mit Ausschnitte der 2018-Lichtjahre-Tour, die richtig gluschtig machen auf die aktuelle Perfektion-Tour. Mit 24 Songs einmal quer durch die Diskografie – „Madsen – Lichtjahre Live“ zeigt wunderbar, wie schwer es ist, Madsen in irgendeine musikalische Schublade zu stecken. Poppig und für Radio-Ohren durchaus tauglich kommen sie mit „Sommerferien“ und „Mein Erstes Lied“ sowie der wunderschönen Ballade „So Cool Bist Du Nicht“ daher, haben aber mit „Nachtbaden“ oder einem Song wie „Die Perfekion“ auch den Punk nicht ganz aussen vor gelassen. Und für die, die’s hart mögen, finden sich Lieder wie „Kapitän“ oder „Leuchttürme“ auf der Doppel-CD. Und Bonusmaterial gibt’s auch gleich dazu: „Lichtjahre“ als Akustikversion und „Die Letzten“, welcher beim letzten Album irgendwie vergessen ging.
Sieben Studioalben, zwei Live-Alben und mit dem Touren geht›s munter weiter: So bald haben Madsen wohl noch nicht vor, den Bettel hinzuwerfen. Wie viel Energie auch nach all den Jahren des gemeinsamen Musizierens noch in ihnen steckt, ist auf „Lichtjahre Live“ unmöglich zu übersehen. Und trotz einiger Chartplatzierungen (zumindest in Deutschland und Österreich, bei uns Schweizern beisst sich das Quartett etwas die Zähne aus) lassen sie es sich noch immer nicht nehmen, mit dummen Sprüchen, Insiderwitzen, Rap-Einlagen, Frauen-Moshpits oder weniger ernst gemeinten Songs („Kein Mann für eine Nacht“) eine gesunde Portion Spass ins Publikum zu streuen. Das ist schön. Bitte weiter so.
Tracklist:
Disc 1:
1. Intro
2. Wenn es einfach passiert
3. Sirenen
4. Mit dem Moped nach Madrid
5. Rückenwind
6. Nachtbaden
7. Kein Mann für eine Nacht
8. Kapitän
9. Sommerferien
10. Mein erstes Lied
11. Du schreibst Geschichte
12. So cool bist du nicht
Disc 2:
1. Kompass
2. Ich tanze mit mir allein
3. Ein paar Runden
4. Goodbye Logik
5. Macht euch laut
6. Die Perfektion
7. Leuchttürme
8. Mein Herz bleibt hier
9. Lass die Musik an
10. Lichtjahre (akustisch)
11. Die letzten (Bonus)
Bandmitglieder:
Sebastian Madsen – Gitarre und Gesang
Johannes Madsen – Gitarre und Gesang
Sascha Madsen – Schlagzeug und Gesang
Niko Maurer – Bass
Gründung:
2004
Text: Sarah Rutschmann