Irascible Records / VÖ: 23. November 2018 / Alternative Doom, Psychedelic Space
lordkesseliandthedrums.com
Text: Michael Bohli
Der Mensch wird (hoffentlich) nie unsterblich sein, aber genau dieser befristete Zustand unserer Körper und Geister spornt die Kunstschaffenden immer wieder dazu an, mit Bestleistungen ihre Namen für die Ewigkeit festzuhalten. So spielt „Melodies Of Immortality“ nicht nur mit den Möglichkeiten der künstlichen Lebensverlängerung und unserer bipolaren Beziehung zu Maschinen, sondern gibt sich bereits mit dem Namen als klare Ansage, hier keine alltägliche Musik anzubieten. Das Duo Lord Kesseli & The Drums ist mit dem zweiten Album zurück und bietet eine neue, klangliche Evolutionsstufe.
Gebettet auf Samt, zeigen die Melodien und Bauteile des Albums eine vielseitige Daseinsart, die sich weder genau definieren noch erklären lässt. Lord Kesseli & The Drums, welche zuerst als Musiker von Stahlberger bekannt wurden, bauen seit 2015 Welten, welche zwischen futuristischen Doom-Schwaden und alternativer Weltall-Psychedelica wachsen. „Chemical Mother“ oszilliert von verzerrten Gitarren zu hallenden Synthies, nimmt verletzlichen Gesang und stellt diesen zwischen laute Schlagzeugklänge. Wirkungen wie bei Archive und David Lynch, gemischt mit Indie-Kraut-Rhythmik („Hail To The Economy“) oder gleich langsam heranwachsenden Stürme der digitalen Wahrheit („Wizard“).
Die Songs auf „Melodies Of Immortality“ wurden mit vielen Effekten verfemdet, die Instrumente und der Gesang in neue Dimensionen transportiert. Das verleiht der Musik von Lord Kesseli & The Drums eine Andersartigkeit, die es mit den grossartigen Arrangements aufnehmen kann. Hinter jedem Ende lauert ein neuer, überraschender Anfang, nach jedem Aufbäumen ein Klagelied. Bis am Ende „Winterstorm“ fast im Lo-Fi versinkt, nur um die Welt mit weiblicher Gaststimme und weitgreifender Empathie zu retten. Ein wahnsinniges Album, ein perfektes Abbild der unsicheren Zeit.