InsideOut Music / VÖ: 26. August 2022 / Art Rock
johnmitchellhq.com
Text: Michael Bohli
Geht dem Roboter so langsam der Treibstoff oder der Strom zu Neige? Die Beschäftigung mit «A Model Life» fühlt sich manchmal so an, will auch nach diversen Hördurchgängen keine Begeisterung für das Album von Lonely Robot aufkommen. Der vielseitig Engagierte Musiker John Mitchell hat unter dem Pseudonym seit 2015 bereits vier Platten veröffentlicht und seinen typisch melodiösen Art Rock mit Prog zusammengebastelt. Melodisch grosse Refrains und packende Kompositionen liegen ihm im Blut, nur fehlen dieses Mal die zündenden Ideen.
Experimente und unerwartete Klänge findet man auf «A Model Life» an diversen Stellen, das lange «Digital God Machine» etwa darf mit dem verzerrten Cello wunderbar düster daherkommen. «Starlit Stardust» pendelt zwischen nachdenklichen Zwischenstellen und grossem Ausdruck, immer geleitet vom Gesang. Lonely Robot weiss genau, wie moderner Art Rock daherkommen muss und findet den Mittelweg zwischen Konzept, kühlen Sounds und menschlichem Fokus. Das Science-Fiction-Thema dient dazu, unser Wirken zu erforschen und hinterfragen, die Gitarren und Synthesizer agieren als wichtige Stichwortgeber.
Beim energischen «The Island Of Misfit Toys» gefällt der Ansatz, bloss irritieren mich gewisse Textstellen. Auch das oft wiederholte und titelgebende Wort bei «Recalibrating» kann etwas viel werden, vom vorhandenen Pathos ganz zu schweigen. Es liegt an den persönlichen Vorzügen, ob man schmachtenden Stücken wie «Rain Kings» das Herz schenken möchte, mich persönlich haben die älteren Platten von Lonely Robot stärker gepackt. Dass die plakative Herangehensweise nicht erst seit «Feelings Are Good» dazugehören, sollte aber allen klar sein.