Pelagic Records / VÖ: 24. September 2021 / Noise, Metal, Hardcore
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Text: Michael Bohli
Wenn das Chaos die Seele durchtobt, reiben sich nicht nur die Gefühle auf, das eigene Dasein wird um eine Schicht abgetragen. Erschöpft steht man neben der Zerstörung, fühlt sich geläutert und möchte sich erneut in das Getose stürzen. „Resurrection“ sorgt für die letzte und harmonische Stärkung, danach folgen Stille und Leere, oder erneut das lärmende Musikschaffen von LLNN. „Unmaker“, das dritte Album der Gruppe aus Kopenhagen, ist eine laute, heftige und vor allem beeindruckende Arbeit, welche die beim Vorgänger „Deads“ eingeschlagene Richtung fortsetzt.
Keyboardflächen, bedrohliche Drones, ein Teppich klingender Stacheln: „Unmaker“ lebt von der durchweg dunklen und unheimlichen Stimmung, welche LLNN instrumental aufrechterhalten. Ketil G. Sejersen trägt mit seinem Spiel an den Synthesizern viel von der bandinternen Liebe für filmisches Sounddesign und Sci-Fi-Scores zur Platte bei, die restlichen Musiker brechen diese Strukturen mit harten Riffs, Geschrei und brachialen Takten wieder auf. Epische Situationen treffen auf hinterlistige Scharmützel, Lieder wie „Interloper“ kombinieren Gefahr und Verlockung genüsslich.
Zu gerne lässt man sich von der Gang bestehend aus Hardcore, Metal und Noise Rock verfolgen, in „Desecrator“ pocht ein untotes Herz, „Tethers“ spielt mit den Eigenschaften von Post-Metal. Ohne das kurze „Vakuum“ in der ersten Hälfte der Scheibe wäre die Musik von LLNN ein stetes Brodeln, ein Bringer der Apokalypse, ein nihilistisches Fegefeuer. Das Feingefühl für Komposition und die vielschichtigen Klangspuren sorgen aber dafür, dass „Unmaker“ in seinem Extrem ausgeglichen wirkt und eines auslöst: Begeisterung.