Band: Letzte Instanz
Album: Ewig
Label/Vertrieb: Drakkar
Veröffentlichung: 31. August 2012
Website: letzte-instanz.de
Geschrieben von: Dennis Bäsecke
Fulminant, bombastisch, gewaltig. Die Letzte Instanz setzt sich ein Denkmal und legt ein Album von beachtlicher Bandbreite vor. Ein wirklicher Paukenschlag!
In „Aeternitas“ zeigt das Ausnahme-Septet um Holly Loose zunächst seine atmosphärische Seite. Dieses Intro, welches sich aus einem einzigen liegenden Ton erhebt, umrankt ein einleitendes Oscar Wilde-Zitat, das dem Album „Ewig“ sein Motto und gleichzeitig den Startschuss gibt. Schliesslich mündet dieses „hörspielartige“ Klangkonstrukt in den Titel-Track „Ewig“; einen typischen Letzte Instanz-Song, in dem die Band den Hörer „an die Hand“ nimmt und in ihre Welt führt. Elektronik wird mit Streichern gemischt und aus einem sanften Pulsieren erwächst der dramatisch rockige Refrain. Aus dem Flüstern entstehen Melodien, die zum Sturm werden und den starken Text vor sich her treiben. Ganz unbescheiden geht es mit: Diese Welt ist „Nur Für Uns“ in diesem Stil weiter.
Auf „Blind“, ein nachdenkliches Duett mit Ria von Eisblume, folgt eine Reihe grossartiger Lieder, die zwischen verschiedensten stilistischen und instrumentalen Eckpunkten mäandern, ohne dabei die eigene Klangidentität aufzugeben. Die Instanz verliert sich also weder im Pluralismus von Genres noch ruht sie sich auf den eigenen Lorbeeren vergangener Tage aus.
Während der Beginn von „Wieder Einmal Rot“ geradezu einen Ska-Groove präsentiert und sich auch im Verlauf vor allem gesanglich recht punkig gibt, zieht uns „Schwarzer Sand“ voll düster-metallischer Kraft und mit markant synkopischer Hookline voran. Ausserdem ist dieser Song gespickt von gothischen Schlagwörtern. So ist gefühlt jedes dritte Wort des Textes „schwarz“. Verblüffenderweise stösst das überhaupt nicht negativ auf. Ein Exempel, dass man Klischees nicht scheuen muss, wenn man sie charmant und überzeugend zu verpacken versteht.
Mit „Et In Arcadia Ego“ folgt die wohl mutigste Komposition des Albums. Die erste Hälfte besteht aus Doom-affinem Metal der durch unverständliche Stimmen und diabolisches Gelächter mit okkulten Klangwelten und Backward-Masking-Ästhetik kokettiert. Die zweite enthält überwiegend koppelnde Gitarren und die nun flüsternden Stimmen. Absolute Absage an den Kommerz und konsequentes Zelebrieren der ungebrochenen Eigenständigkeit.
Wie zur Beschwichtigung folgt das fast unheilige „Von Anfang An“. Sehr eingängig und anschmiegsam segelt es durch ein Streicher-Meer. Kaum überraschend, dass ausgerechnet zu diesem Song schon Wochen vor der Album-Veröffentlichung der Clip auf der Homepage zu sehen war.
Der Ton wird wieder rauer: „Schuld“ treibt dem einstigen Kriegsdienstverweigerer die Gänsehaut über den Körper. Unmissverständlich: „Krieg? Nein! Fertig!“ Die Botschaft weht auf den Fahnen eines derart dynamischen Rock-Songs, dass man wohl kaum Widerworte finden kann.
Mit „Sing!“ hebt die letzte Instanz ein neues „Stimmlein“ aus der Wiege. Beim M’era Luna schon live erprobt, beflügelt dieses beschwingte Plädoyer für ein intensives Leben alle Tänzer, Sänger und Hüpfer und outet die Letzte Instanz einmal mehr als eine hervorragende live-Band.
Auf „Mein Kind“ war ich nach diesem Feuerwerk nicht gefasst. Da lauscht man Holly’s Klagelied, das sich durch ein Geflecht aus Pizzicati, Theremin und dezentem „Rhythm-Cello“ windet und wird von dem wohlplatzierten Beat förmlich in eine andere Umlaufbahn geschleudert. Gerade durch seine Unwehleidigkeit kann dieser Track zu Tränen rühren. Eine der schönsten Balladen, die ich in den letzten Jahren gehört habe.
Es gibt durchaus ein Paar Kleinigkeiten, die das Bild trüben. So zum Beispiel Passagen, in denen sich die Texte sehr im Orbit einzelner Wörter bewegen; „Regenbogen“ kreist fast schon penetrant um das Wort „Regen“. Oder das Duett „Blind“, das stimmlich und kompositorisch hinter einem vergleichbaren Stück wie „Der Garten“ vom Schuldig-Album mit Aylin Aslim zurückbleibt. Und dennoch gelingt es der Letzten Instanz, den überzeugenden Beweis der eigenen Vielseitigkeit zu erbringen, überwiegend grossartige Texte zu präsentieren und das Spektrum des eigenen Instrumentariums mit vollen Händen auszuschöpfen. „Ewig“ ist also ein mehr als würdiger Abschluss der Album-Trilogie „Schuldig, Heilig, Ewig“.
Tracklist:
1. Aeternitas
2. Ewig
3. Nur Für Uns
4. Blind (feat. Eisblume)
5. Regenbogen
6. Wieder Einmal Rot
7. Tausendschön
8. Schwarzer Sand
9. Et In Arcadia Ego
10. Von Anfang An
11. Wo Das Meer…
12. Schuld
13. Unterwegs
14. Sing!
15. Mein Kind
Bandmitglieder:
Holly Loose – Gesang
Oli Schmidt – Gitarre
Holly D. – Gitarre
Michael Ende – Bass
David Pätsch – Schlagzeug
M. Stolz – Violine
Benni Cellini – Cello
Gründung:
1998