Band: Lamb Of God
Album: Lamb Of God
Genre: Groove Metal / Thrash Metal
Label: Nuclear Blast
VÖ: 19. Juni 2020
Webseite: lamb-of-god.com
Selbstbetitelte Alben lassen die Erwartung eines jeden Fans unweigerlich in die Höhe schnellen. Es ist ein starkes, aufmerksamkeitshaschendes Statement – “dieses Album definiert unsere Band, das sind wir hier und jetzt”. Erfolgt ein solches Selftitled-Album viele Jahre in der Karriere einer Band, entstehen zudem gleich Auflösungsgerüchte, Ängste und allerlei (meist unbegründete) Sorgen bei Fans und Presse auf. Genauso war es auch, als die „New Wave of American Heavy Metal“-Giganten von Lamb Of God bekannt gaben, dass ihr achtes Album lediglich den Bandnamen auf dem Cover tragen würde.
Eins vorneweg: das Album hält vom ersten Ton, was es verspricht und was man sich erhofft. Der Opener “Memento Mori” beginnt ruhig und verstörend. Randy Blythe flüstert bedrohliche Zeilen, es erklingen Kinderstimmen, die einem kalte Schauer den Rücken herunterfahren lassen, “wake up, wake up”. Dann ein Schrei und sie sind zurück. Was für ein Opener, was für ein Statement, was für eine Gewalt. Das Stück bietet alles, was Lamb Of God ausmacht, wahnwitziger Rhythmus, brutalste Vocals, ein fettes, eingängiges Riff und diesen unvergleichlichen, alles vernichtenden Groove. Was folgt, sind 45 Minuten moderner Thrash- und Groove-Metal der allerhöchsten Güte. Jedes Element, mit welchem die Jungs ihren Sound definieren, ist vertreten. Sei es das gewaltig groovende “New Colossal Hate”, welches an “Sacrament”-Zeiten erinnert, oder “Bloodshot Eyes”, auf dem Blythe neue Sphären an Wut und Aggression erreicht. Sei es das doomige, knochenharte “Reality Bath”, welches die zur traurigen Gewohnheit gewordenen Massenschiessereien in amerikanischen Schulen lamentiert, oder Tracks wie “Routes” und “Gears”, auf welchen die mannigfaltigen Punk- und Hardcore-Einflüsse der Band durchscheinen.
Das Album ist abwechslungsreich und durchdacht. Man merkt, dass die fünf zusammen in einem Raum sassen und die Stücke als Band schrieben. Es sind nicht Lieder, die mal von Willie Adler, mal von Mark Morton, den beiden Gitarristen, ausgedacht wurden, sondern Gesamtkunstwerke einer Band, die so relevant, kreativ, wütend und aktuell ist, wie nie zuvor. Viel wurde im Vorfeld auch über den Abgang von Gründungsmitglied und Drummer Chris Adler geschrieben und einige Fans beschwörten bereits das Ende der Band. Doch der neue Mann an den Trommeln, Art Cruz, fügt sich in die Band ein, als ob da nie jemand anderes gesessen hätte. Er ehrt und zelebriert den einzigartigen Stil von Adler und viele der Drumparts, für die Lamb Of God bekannt und geliebt werden, finden sich in seinem Spiel wieder. Zusammen mit Bassist John Campbell bildet Cruz das Rückgrat des Sounds der Band und ist bereits nicht mehr wegzudenken.
Schlussendlich bleibt zu sagen, dass die fünf Jungs aus Richmond, Virginia mit ihrem selbstbetitelten Album wohl eines der besten ihrer langen, illustren Karriere geschaffen haben. Es klingt mit jedem Ton, jedem Takt und zu jeder Sekunde unverkennbar nach Lamb Of God und ist gleichwohl frisch, neu, aufregend und vor allem wütender denn je. Der Titel hätte demnach passender nicht gewählt werden können, wo “Lamb Of God” draufsteht, ist definitiv auch Lamb Of God drin.
Tracklist:
1. Memento Mori
2. Checkmate
3. Gears
4. Reality Bath
5. New Colossal Hate
6. Resurrection Man
7. Poison Dream
8. Routes
9. Bloodshot Eyes
10. On The Hook
Bandmitglieder:
Randy Blythe – Gesang
Mark Morton – Gitarre
Willie Adler – Gitarre
John Campbell – Bass
Art Cruz – Schlagzeug
Gründung:
1994
Text: David Spring