Bureau B / VÖ: 28. Januar 2022 / Krautrock, Dub
ikreidler.de
Text: Michael Bohli
Verzaubert wird niemand, Verzweiflung kommt bei «Spells And Daubs» ebenfalls nicht auf. Das neue Album von Kreidler ist eine Sammlung von klanglichen Erzählungen, zehn Mal vier Minuten entspannte Rockmusik mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Klar, Krautrock ist als grosses Stichwort nicht wegzudenken, viel hat die Platte aber auch dem Dub zu verdanken. Schlagzeug und Perkussion als wichtige Botschaftsträger, der Fretless Bass akzentuiert die Rhythmen und Takte. Während bei «Flood» die andersartige Disco besucht wurde, landet man jetzt im Fusion-Kämmerchen.
Eine gewisse Zurückhaltung garantiert jedem Instrument und jeder Tonspur ihre Eigenständigkeit, Kreidler gelangen zum Art-Rock und halten die Experimente nahe. «Toys I Never Sell» erinnert an die Tätigkeiten von Jansen, Barbieri und Karn, «Unframed Drawings» wandert über Tonleitern und Kraftwerk-Synthies. In diesem Album steckt Musikgeschichte, ohne akademisch zu erscheinen. Exotische Elemente («Music Follows Suit») und merkwürdige Sounds aus dem digitalen Raum («Freundchen») haben Platz.
Als Album ist «Spells And Daubs» wie seine Coverzeichnung ein Ausdruck von Talent und kreativer Vision, drängt sich nie vor. Die Musik ist genüsslich und detailreich ausgeführt, ungewöhnliche Aspekte treffend auf Standards. Der Schluss mit «Greetings From Dave» ist ein Paradebeispiel für diese Vermählung, man hört verwundert zu. Und wer hätte gedacht, dass ich bei Kreidler einmal an Yello denken muss – «Revery» gelingt dies.