Nuclear Blast / VÖ: 10. Juni 2022 / Thrash Metal
kreator-terrorzone.de
Text: David Spring
Wenn die mächtigen Kreator zum Stelldichein laden, hat die Metal-Gemeinde aufzuhorchen. Seit 40 Jahren machen die Urbegründer des Teutonic Thrash Metals die Bühnen dieser Welt unsicher. Beständig und immer für eine Überraschung gut liefern Mille Petrozza und seine Mannen ein Killeralbum nach dem andern ab. Dass sich in den Pandemiejahren einiges an Wut und Aggression angestaut hat, hört man ihrem Werk bereits am Titel an: „Hate Über Alles“
Nach einer kleinen Spagetti-Western-Hommage an Sergio Corbucci geht es mit dem Titeltrack ungehemmt los. Ein absolutes Brett von einem Song, in dem Kreator alles auffahren, was sie ausmacht. Es besteht kein Zweifel, dass der Band die Wut-beladenen Themen noch lange nicht ausgegangen sind. „Killer Of Jesus“ bringt uns wohlige Gotteslästerung, in welcher bitterbös und rasant mit organisierten Religionen aufgeräumt wird. Und im grandiosen „Dying Planet, welches das Album abschliesst, zeigen Kreator lautstark in die offenen Wunden unserer Gesellschaft.
Kreator besinnen sich musikalisch vermehrt auf ihre alten Tage zurück. Der erste Teil des Albums ist beissend, wütend und mit dem Gaspedal voll durchgedrückt, wie man es aus Zeiten von „Pleasure To Kill“ und „Extreme Aggression“ kennt. Die Band ist meiner Meinung nach am stärksten, wenn sie ihren geliebten Old-School-Thrash mit modernem Songwriting kombinieren, wie zum Beispiel auf „Strongest Of The Strong“, welches das Tempo drosselt, dafür mit grossartigen Gitarrenleads und einem epischen Refrain aufwartet.
Nicht alles funktioniert auf der Platte so gut, wie die ersten Songs. „Crush The Tyrants“ mag nicht so zu gefallen, und „Midnight Sun“ wird mit den Ausflüchten in Richtung Black. und Symphonic-Metal, inklusive sanftem Frauengesang und einer wuschigen Produktion, die Geister der Fangemeinde scheiden. Am Ende des Tages aber kann der Band niemand vorwerfen, dass sie sich nur auf der altbackenen Formel ausruhen. Genau das ist es, was Kreator von ihren Artgenossen abhebt.
„Hate Über Alles“ ist ein beeindruckendes Werk. Kreator beweisen, dass sie den Platz an der Speerspitze des Thrash Metals mehr als verdient haben. Die Band ist eine Urgewalt und auch 2022 gibt es kaum eine vergleichbare Gruppe, die ihnen das Wasser reichen könnte. Hail to the Hordes!