Grand Hotel van Cleef / VÖ: 11. April 2025 / Punk, Electro
kochkraft.band
Text: David Spring
Qualität, Qualität und nichts als Qualität! Nichts anderes ist zu erwarten, wenn die einzigartigen Kochkraft Durch KMA auf dem Plattenteller warten. Das Debüt «Alle Kinder sind tot» war ein unberechenbares Meisterwerk des Indie-Rave-Punks – und mit «Hardcore Never Dies Das» steht nun das nächste grossartig betitelte Kleinod ins Haus. Macht euch auf etwas gefasst, meine Lieben.
Falls das nun sarkastisch wirkt, denkt bitte daran, dass Sarkasmus im Internet 2025 nicht mehr existiert. Das ist bitterer Ernst – und schon der Opener «lana_v@gmx.de» macht klar, dass Kochkraft Durch KMA nicht zum Herumblödeln da sind. Überarbeitung, Leistungsdruck und das vermaledeite Impostor-Syndrom machen vor niemandem Halt, da kannst du noch hart abraven. Erstaunlich pop-punkig geht es mit der grossartigen Single «Bon Jovi» weiter, einer Ode an all die Lederjackentragenden Möchtegern-Rocker:innen, die sich gern mal Backstage-Zugang schnorren, um dort dann die Profis zu stören. Auffällig ist, dass Kochkraft geradliniger und songdienlicher zur Sache gehen – und dass die kruden, trashigen Snippets des Vorgängers fehlen. Waren diese damals fast zu viel des Guten, so fehlen sie hier beinahe ein wenig.
Zum Glück ist das nur ein kleiner Wermutstropfen auf einem sonst vorzüglichen Album. Dank «Ich sang die ganze Zeit von dir 2» gibt es einen äusserst seltenen KMA-Lovesong inklusive glorioser Auto-Tune-Verehrung, Yoni-Hommage und einer kleinen Tomte-Referenz für ganz Aufgeweckte. Der harte Techno-Track «HP2071F» wiederum lässt selbst einem Scooter Haare auf der Brust wachsen – und lobpreist die Hochleistungsschlagbohrmaschine von Makita. Ob das Sinn macht? Egal – geht ab wie Sau! Genauso wie das von Adrenalin nur so triefende «Freefalltower». Und das wundervolle Electro-Punk-Brett «Wer soll ich heute für sich sein?» klingt, als ob Wir Sind Helden, Blümchen und die Terrorgruppe gemeinsame Sache gemacht hätten. Zudem bringt es das Feature des Jahres: Niemand Geringeres als Lulu Funface der The Toten Crackhuren im Kofferraum gibt sich die Ehre – was für ein unverschämt geiler Hit!
Kochkraft Durch KMA sind wahrhaft einzigartig. Der wilde, unberechenbare Genre-Mix, die teils hanebüchenen, teils tief politischen, feministischen und sozialkritischen Texte, der schelmische Humor, die scharfe Beobachtungsgabe und dieses unvergleichliche Händchen für Hits – irgendwas geht da nicht mit rechten Dingen zu und her! Oder mit sehr richtigen. Die grössten Highlights: Das fantastische «Ehrlich», das wirklich allen aus dem Herzen spricht: «Es ist schon schwer genug, ich brauch nicht zu mir ehrlich sein!» Und das quasi KMA-archetypische «Tag des Pferdes»: Urlaub auf dem Bauernhof am 13. Dezember (!!), um Bullen und Schweinen die Leviten zu lesen – so schön klang ACAB seit Slime nicht mehr.
Tja, wo Kochkraft draufsteht, da ist KMA natürlich mit drin. Klar, wer die unvorhersehbare Trash-Qualität des Vorgängers liebte, wird sich mit der leicht geradlinigeren, teils poppigeren Herangehensweise von «Hardcore Never Dies Das» vielleicht etwas schwerer tun. Wer aber Spass an abwechslungsreicher, leicht durchgeknallter und extrem guter Musik hat, ist hier voll zu Hause. Die Hit-Dichte ist wirklich unverschämt hoch – Kochkraft Durch KMA sind und bleiben eine Macht.
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