Band: King Gizzard & The Lizard Wizard
Album: Gumboot Soup
Genre: Psychedelic Rock / Experimental
Label: Flightless
VÖ: 31. Dezember 2017
Webseite: kinggizzardandthelizardwizard.com
Sie haben den coolsten Bandnamen: King Gizzard & The Lizard Wizard. Hinter diesem Namen stehen sieben Dudes aus Melbourne, Australien. Und wie man anhand des Bandnamens bereits erahnen kann: Die Jungs haben ordentlich einen an der Klatsche, was hier definitiv positiv gemeint ist. King Gizzard & The Lizard Wizard gibt es erst knapp sechs Jahre. In diesen sechs Jahren haben sie jedoch bereits mehr Releases vorzuweisen als manch andere Band, die bereits seit Jahrzenten besteht. Um genau zu sein sind es 13 Studioalben und zwei EPs, welche King Gizzard & The Lizard Wizard bereits rausgehauen haben.
Fünf dieser Studioalben wurden im letzten Jahr veröffentlicht. Gestartet wurde die Reihe im Februar 2017 mit „Flying Microtonal Banana“. Darauf experimentierte die Band mit mikrotonaler Musik, was zu einem ziemlich einzigartigen Stück Psychedelic Rock geführt hat. Weiter ging es Ende Juni mit „Murder Of The Universe“, auf welchem King Gizzard & The Lizard Wizard in Spoken-Word-Gefilde abdrifteten.
Zwei Monate später, im August 2017, landeten die Australier mit „Sketches Of Brunswick East“ im Jazz. Die Hauptinspiration für dieses Album war Jazz-Legende Miles Davis.
Nach dem Jazz-Abstecher erschien im November 2017 das vierte Album, welches den Titel „Polygondwanaland“ trägt. Das Spezielle an „Polygondwanaland“ war, dass King Gizzard & The Lizard Wizard das Album nicht selbst veröffentlichten. Sie stellten lediglich die Master Tapes ins Netz und ermutigten die Community, mit dem Album zu machen, was immer sie wollten. So konnte nun jeder selbst die Musik herunterladen, auf CD brennen oder auf Platte pressen. Das Album war somit quasi ein Geschenk an die Fans. Musikalisch agierten King Gizzard & The Lizard Wizard auf „Polygondwanaland“ sehr progressiv, was teilweise sogar an Bands wie Tool denken liess.
Wer mitgezählt hat wird merken, dass dies erst vier Alben waren. King Gizzard & The Lizard Wizard hatten aber fünf Releases angekündigt. Und dieses Versprechen sollten sie auch einhalten. Am 31. Dezember 2017 erschien „Gumboot Soup“. Auf diesem Album verfolgte die Band kein fixes Konzept wie bei den anderen vier Veröffentlichungen. Viel mehr handelt es sich bei „Gumboot Soup“ um eine Sammlung von Songs, welche im Verlaufe des Jahres übrig geblieben waren. Es ist also quasi Restverwertung. Eins aber vorweg: Es ist nicht einfach eine simple Zusammenfassung von B-Seiten.
Während King Gizzard & The Lizard Wizard auf den vier vorhergehenden Alben bereits eindrücklich unter Beweis gestellt hatten, wie vielseitig sie sind und wie fest sie vor kreativer Experimentierfreude sprühen, manifestierten sie diesen Fakt auf „Gumboot Soup“ nochmals. Und das schon auf dem Opener „Beginner’s Luck“, welcher mit einer verspielten Gelassenheit aufwartet. Der Refrain dieses Songs ist so catchy, dass er umgehend in den Hirnwindungen hängen bleibt. Auch wenn der Takt sich laufend ändert, wirkt der Song trotzdem auf merkwürdige Art und Weise beruhigend. Die psychedelischen Klänge werden mit eingängigen Flötenmelodien unterstrichen. Solche findet man auch auf anderen Tracks des Albums, wie zum Beispiel auf dem sehr atmosphärischen „Superposition“. Die Flöte paart sich hier mit roboterartigem Gesang und erzeugt gegen Ende des Stücks Bilder im Kopf von friedlichen, aber auch merkwürdigen und ungewohnten Science-Fiction-Landschaften. Popig wirds auf „Gumboot Soup“ in Songs wie „Barefoot Desert“, „The Last Oasis“ oder „I’m Sleeping In“, welches auch das popigste Lied auf dem ganzen Album ist. In diesen Momenten erinnern King Gizzard & The Lizard Wizard stark an Grössen des Psych Pops wie die Beatles. Jazz gibt’s auf „Down The Sink“ oder dem Schlusslicht „The Wheel“.
Für fast jeden ist was dabei. Auch Fans der lauteren Klänge kommen auf ihre Kosten. Da wäre zum Beispiel der Track „Greenhouse Heat Death“, ein bedrohliches Stück Desert Rock mit orientalisch angehauchtem Riffing, einem Retro-Vibe und verzerrtem Gesang. Oder „All Is Known“, auf welchem sich zum Desert Rock Garage-Klänge und sogar Punk gesellen.
Die grösste Überraschung in der Tracklist ist aber eindeutig „The Great Chain Of Being“. Denn so, wie King Gizzard & The Lizard Wizard auf diesem Song klingen, hat man die Australier noch nie gehört. Die Nummer macht gleich zu Beginn mit einem bedrohlich rollenden Riff klar, dass es gleich heavy wird. Mit dem Ausbruch erhält der Sludge das Zepter in die Hand, welcher während der nächsten vier Minuten und 50 Sekunden erbarmungslos regiert. Die Gitarrenklänge werden in bester Stoner-Manier durch das Fuzz-Pedal gejagt. Man denkt hier an Bands wie Sleep oder auch die Melvins. Der Song ist eine Dampfwalze, und auch wenn man von King Gizzard & The Lizard Wizard eine solche Heavyness nicht gewohnt ist, sie beherrschen auch dieses Metier. Der Track wirkt zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt oder fehl am Platz.
Auch erwähnen muss man die Produktion der Platte. Der Mix und das Mastering sind schön abgestimmt. Der Fokus wird dabei in vielen Songs stark auf den Bass gelegt und das Schlagzeug hat einen sehr angenehmen warmen Klang. Die Vocals sind zwar etwas leiser, verschwinden aber zu keinem Zeitpunkt im Hintergrund, sondern tragen die Songs und runden sie ab. Ausserdem ist der Gesang sehr vielfältig und abwechslungsreich und wird nie langweilig.
King Gizzard & The Lizard Wizard stellen mit „Gumboot Soup“ eindrücklich unter Beweis, weshalb sie momentan eine der kreativsten und interessantesten Bands sind. Wenn es eine Band schafft, fünf Alben in einem Jahr zu veröffentlichen, welche alle nur so vor Experimentierfreude strotzen und auch das letzte davon nicht minder interessant klingt und Spass macht, dann ist das in erster Linie eins: ziemlich beeindruckend.
Tracklist:
1. Beginner’s Luck
2. Greenhouse Heat Death
3. Barefoot Desert
4. Muddy Water
5. Superposition
6. Down The Sing
7. The Great Chain Of Being
8. The Last Oasis
9. All Is Known
10. I’m Sleepin‘ In
11. The Wheel
Bandmitglieder:
Stu Mackenzie – Gitarre, Gesang, Keyboard und Flöte
Ambrose Kenny-Smith – Gesang, Mundharmonika und Keyboard
Cook Craig – Gitarre und Gesang
Joey Walker – Gitarre und Gesang
Lucas Skinner – Bass
Michael Cavanagh – Schlagzeug und Percussion
Eric Moore – Schlagzeug und Percussion
Gründung:
2012
Text: Ivo Arztmann