Artoffact Records / VÖ: 23. September 2022 / Metal, Noise
ken-mode.com
Text: Michael Bohli
Dass die Liebe schmerzhaft sein kann, wissen wir alle nicht erst seit dem Album «Loved». Erneut aber bringen KEN mode mit dem Lied «A Love Letter» die euphorischen Erwartungen mit dissonanten Klängen, Hardcore-Energie und Noise Metal zusammen. Es war ein Fehler, hier nach Hilfe zu fragen, wird gleich voller Brutalität über die knallharten Riffs gesungen. Wobei, was Jesse Matthewson mit seiner Stimme macht, ist eher ein gnadenloses Rauspressen und -schreien der Silben. Freund der zärtlichen Liebkosungen war die Gruppe aus Winnipeg noch nie.
Die letzten beiden Jahre haben den Nihilismus und die dystopischen Zukunftsfantasien, die hinter jedem Lied auf «Null» lauern, bei KEN mode nicht geschmälert. Acht Songs lang wird voller Eindringlichkeit musiziert, «But They Respect My Tactics» ist ein schweres und unstoppbares Monster, «The Desperate Search For An Enemy» packt Verzweiflung und Aussichtslosigkeit in Punk-Rhythmen und schmeisst Rasierklingen drüber. Gegen Depression und Atemlosigkeit, mit Lärm und Wucht.
Seit 1999 existieren KEN mode und haben auch mehr als 20 Jahre später noch einiges Loszuwerden. «Null» ist eine brachiale und ohrenbetäubende Platte, die nur innehält, um den verwirrten Gedanken im Kopf experimentelle Takte voller rauer Texturen entgegenzustellen («The Tie»). Dieser Metal ist so krumm und dunkel, dass eine Nummer wie «Throw Your Phone In The River» erstaunlich geradlinig wirkt.