Records DK / VÖ: 12. November 2021 / Indie, Alternative
katzenheim.org
Text: Michael Bohli
«Da war mal eine Geschichte, ohne Anfang und Ende.» Fast schon wird man dazu gebracht, die erste Textzeile von «Bevor wir untergehen» auf die Veröffentlichungspolitik von Katzenheim zu übertragen. Wobei, ein Beginn findet man im Herbst 2020, als die Gruppe aus Bern und Zürich ihre ersten Singles veröffentlichte. Deutsch gesungener Indie-Rock mit krautigem Flair und alternativem Anstrich, das hatte man von den fünf Musikern nicht direkt erwartet. Die Mischung funktioniert sehr gut und mit der ersten EP «Hinter dem Licht» wurde im Februar ein wichtiger Grundstein gelegt.
Wer es damals verpasst hatte, die vier Lieder im digitalen Äther zu geniessen, der / die muss nicht verzagen: «Katzenheim» versammelt alles Vorhandene der Band, aufgestockt auf ein neun Songs starkes Album mit 40 Minuten Spielzeit. Das ist poetisch-beobachtende Sprache, begleitet von einer Vielzahl an Melodien. «Besser als du denkst» ist purer Krautrock in dem kurzen Break, «Wir kaufen uns das Glück» gibt sich druckvoll mit einem herrlich knarrenden Bass. Dazu sorgen Gitarren und Synthesizer für die eleganten Tupfer auf der Leinwand, kurzes Solo inklusive («Alle gleich»). Immer präsent wirkt das Schaffen von Katzenheim.
Die Lieder sind mit klaren Grenzen versehen, die enthaltene Wirkung hingegen zeitlos. Rockmusik, die sich niemals an bestimmte Phasen und stilistischen Mitteln bindet, Katzenheim spielen mit freiem Geist und geschmackvoller Eleganz. Der Vergleich mit Tocotronic ist bei Stücken wie «Frei allen Sinnes» nicht falsch, die Schweizer bleiben aber fassbarer und wirklicher. So kommt nicht nur der Morgen zweimal, sondern die Kompositionen der Gruppe gleich mehrfach – zeitlich verteilt oder in ewiger Repetition.