Autor: Myk Jung + Klaus Märkert
Titel: Ich bin dann mal tot
Verlag: Muschel
Geschrieben von: Luke J.B. Rafka
Zwei Urgesteine der „Schwarzen Szene“ und ihre Biographie?
Myk Jung und Klaus Märkert sind einfach einzigartig! Diese Einzigartigkeit zeigen sie nun ihrem Publikum mit ihrem Buch „Ich bin dann mal tot“. Wer auf Absurditäten, Wortakrobatik und charmanten Witz steht und bisher nicht in den Genuss Ihrer aussergewöhnlichen Lesereihe „Schementhemen“ gekommen ist, der muss hier einfach zugreifen!
So tat ich es denn auch, da mir die beiden Autoren zwar bekannt sind, aber leider zu weit, in meiner alten Heimat leben, musste ich mich auf „Ich bin dann mal tot“ einfach einlassen. Der eine Schriftsteller ist langjähriger DJ und hat mit seinen Parties in den frühen Jahren die Szene geprägt. Der andere, Myk Jung, seines Zeichen Kopf und Sänger der Band The Fair Sex liess sich vor wenigen Jahren noch mit der hochgelobten Parodie „Herr der Ohrringe“ feiern. Durfte ich einige Jahre zuvor einer Lesung von Myk Jung beiwohnen, so konnte ich an diesem Meisterwerk natürlich erst gar nicht vorbei gehen.
Die Begründer der überaus erfolgreichen Lesebühne überraschen in ihren Erzählungen mit wildem Liebreiz, schrägem Humor und einer Brise Phantasie, die unverwechselbar seines Gleichen sucht. „Ich bin dann mal tot“ ist der beste Beweis dafür, wie gut es ist, nicht tot zu sein. Wer sich gerne der Realität ein wenig entziehen, aber trotzdem bei der Wahrheit bleiben möchte, bekommt mit diesem geschriebenen Druckwerk anspruchsvollen Unfug, mit tendenzieller Sozialkritik in phantasievollen Geschichten kredenzt.
Die zwei Gothic-Urgesteine präsentieren ihre Erzählungen gekonnt im Wechsel und hinterlassen den Eindruck, sie kommen immer mehr in Fahrt.
Die „Tagebuchaufzeichnungen eines Unlebendigen I + II“ übertreffen durch eine geniale Beschreibung von Belanglosigkeiten verschiedener Tagesabläufe und sorgen somit für amüsante Unterhaltung. Inhalt und Titel bilden eine Einheit. Aber auch die Story vom Postbankräuber, der unzufrieden über die Summe seiner Beute noch drei Stabilos und zwei Geodreiecke fordert und anschließend eine strippende Räubergefährtin findet, ist so genial dargestellt, dass man einfach mitfiebern muss. Noch skuriler geht es bei dem heutigen Massenthema der Arbeitssuche vor. Auf dem Weg zum Bewerbungsgespräch gerät ein Mann im Aufzug unter die Anhänger des „großen Wuhiwu“, die sich in eine selbstmörderischen Ekstase steigern.
Oftmals entfiel mir beim Lesen ein Schmunzeln, sogar ein losbröselndes Gelächter, dass meine Mitmenschen um mich herum zu erschreckten Blicken brachte. Bei einem Tonträger würde ich jetzt sagen, dass bei diesem Silberling der rote Faden sich durch jeden Song zieht, aber bei „Ich bin dann mal tot“ allerdings, suche ich nach der richtigen Beschreibung. Möglicherweise ist es eine „Line“ von Buchstaben zu Worten aneinandergreiht, die man mit seinen Augen und Hirn aufsaugen muss, um den richtigen Cocktail zu erhalten.
Selten solch gute Komik, einfallsreichen Humor und abstrakte Realitätskritik gelesen, einfach Hut ab! Vielen Dank, dass es noch solche Schriftsteller gibt…