Band: Jamhed
Album: Gelée Royal
Genre: Psychedelic Rock
Label: Treibender Teppich
VÖ: 13. Dezember 2019
Webseite: jamhed.de
So schön es auch ist, sich durch immer mehr Neuerscheinungen und frische Gruppierungen im Bereich des Psychedelic Rocks zu hören, das Bewusstsein wird mit den Aufnahmen selten wirklich gesprengt. Schön versuchen Jamhed aus Deutschland schon gar nicht, die alten Vorbilder der LSD-Szene zufrieden zu stellen, sondern graben mit ihren Liedern zwischen den Stilrichtungen. Das war bei dem Vorgänger fast proggy und immer zugleich Pop, auf „Gelée Royal“ ist alles möglich. Wie gut das Experiment aufgeht bewies mir mein Gehirn, als es in den Gitarren von „Creme Royale“ Kraftwerk heraushören wollte.
Freche Riffs und Melodien sind aber nicht alles, Jamhed klopfen dem Britpop auf die Schulter („Big City Supercat“) und zeigen sich als melancholische Schwelger im längsten Stück „Cold Turkey“. Es muss nicht immer laut und extrovertiert sein, die Band ist in den letzten Jahren selbstsicherer Geworden und zeigt dies mit wunderbaren, instrumentalen Momenten – „Marble Slide“ könnte von Wilco stammen. Was das alles mit psychedelischer Musik zu tun hat? Na, es regt die Gedanken und Gefühle an, es zwirbelt wunderbar in den Synapsen.
„Pythia“ neigt sich doch in die Sechziger, „Appleteenie“ fliegt melodisch verrückt umher, die Farbkleckse beginnt man zu riechen, die Frisur wird wilder. „Gelée Royal“ bietet so viele Stimmungen wie Genres, immer von klaren Aufnahmen bestimmt, von einer stringenten Produktion. Würden Notwist etwas mehr Pilze knabbern, dann wäre „Not There“ von ihnen, jetzt gelingt Jamhed ein solches Lied. Vielschichtig, überraschend, wie die gesamte, dritte Studioscheibe dieser Band.
Tracklist:
1. Appleteenie
2. Creme Royale
3. Big City Supercat
4. Cold Turkey
5. Marble Slide
6. Not There
7. Pythia
8. Elevator No. 3
9. I’m Fine
Bandmitglieder:
Philip Albert Jost – Gesang und Gitarre
Luis Deffner – Keyboard und Perkussion
Jeremias Heinz – Bass
Christoph Mack – Schlagzeug und Gesang
Gründung:
2007
Text: Michael Bohli