Date: 4. März 2009
Website: www.lostarea.com
Written by: Nicole
Nicole: Hallo Lost Area. Ihr ward ja gerade mit And One auf einer kleinen Tour unterwegs. Wie kam es dazu und was habt ihr dabei erlebt?
Lost Area – Markus: Nun klar, wir konnten And One persönlich kennenlernen und ich kann nur Positives über die Band berichten. Für mich war die Tour ein riesen Spaß, die Leute waren klasse, das Publikum war toll und ich hätte mir gewünscht, das die Tour noch monatelang weiter gegangen wäre.
Lost Area – Andi: Unser Booker hat uns Ende letzten Jahres mittgeteilt, dass And One auf Tour gehen wird und dafür noch eine Supportband sucht. Oder besser gesagt eigentlich zwei Support Acts, da wie inzwischen bekannt ist, es getrennte Konzerte für Männer und Frauen gab. Wir haben uns daraufhin beworben und dann hiess es nur noch Daumen drücken. Und wie man sieht hat es geholfen. Sicherlich konnten wir auch musikalisch wie auch als geschlossene Band, die wie eine verschworene Gemeinschaft funktioniert, überzeugen. Als Newcomer muss man den absoluten Willen und die nötige Energie aufbringen. Sowas spricht sich schnell rum und dann kann man auch mal das letzte Fünkchen Glück haben, was man heutzutage auch braucht, damit man den Zuschlag und somit den Support bekommt. Drei super Konzerte in Berlin, Dresden und Leipzig, wobei es ein merkwürdiges Gefühl war nur vor Männern zu spielen. Das dritte Konzert in Magdeburg musste leider wegen Krankheit von Steve Naghavi abgesagt werden. Dresden, der letzte Gig war für uns der krönende Abschluss. Super Stimmung, klasse Publikum und eine reizende Aftershowparty 🙂
Lost Area – Jan: Wir haben jede Menge dazu gelernt. Professionalität, Disziplin und die Möglichkeit in der obersten Liga reinzuschnuppern, in der sich And One sicherlich bewegen, war für uns beeindruckend und unwahrscheinlich ergiebig wie auch inspirierend. Bühnen in der Größe kamen bei uns noch nicht so häufig vor. Es ist schon was anderes als auf 2×4 Meter oder so zu spielen. Das war schon nett und macht Lust auf mehr. Es war für uns bis jetzt die beste Möglichkeit zu lernen um uns auch weiter entwickeln zu können. Lernen tut man immer am besten, wenn man es am eigenen Leibe spürt und vor Augen hat. So gesehen war es eine gute Schule für unseren weiteren Weg. Allein dafür sind wir sehr dankbar!
Nicole: Am 9. Mai 2009 werdet Ihr im Stahlwerk in Adliswil an einem Benefiz-Konzert teilnehmen. Könnt ihr erzählen um was es da geht und wieso möglichst viele Leute kommen sollten?
Markus: Da die gesamten Einnahmen für einen guten Zweck genutzt werden, sollten natürlich auch ganz viele Leute kommen. Welchen Grund kann man haben nicht zu kommen um diese Sache zu unterstützen? Diesmal macht man nicht die Band oder den Veranstalter reich :-), was sowieso völliger Blödsinn ist. Mit Konzerten wird man heutzutage nicht mehr reich. Wir sowieso nicht und die grossen Acts überleben davon; können sich sicher aber keine Villen bauen oder Highclass Autos kaufen. Zumindest nicht die Bands, die in unserer Szene, in der alternativen Szene unterwegs sind. In diesem Fall kommt der Erlös der Stiftung zur Förderung von Knochenmarktransplantation zu Gute. Ich denke, es gibt keinen besseren Grund zu einem Konzert zu gehen. Jeden von uns kann es treffen, jetzt und sofort. Dann ist man froh wenn es solche Einrichtungen gibt.
Andi: Das Festival steht unter dem Namen „Guitars against cancer“ und ich glaube, dass sagt schon alles. Wir wollen, auch aus manchen persönlichen Erfahrungen, Geld für die Krebshilfe sammeln und dafür brauchen wir jeden einzelnen Besucher, damit richtig was zusammen kommt. Soviel kann ich verraten, wir planen etwas ganz Besonderes für unseren Auftritt, also kommt vorbei, macht Party für eine gute Sache und lasst euch überraschen.
Jan: Wir sind dort ausschliesslich zwischen Metal Bands. Schon etwas komisch, aber auch sehr reizvoll und interessant für uns. Wieder eine neue Erfahrung wo wir uns beweisen müssen und werden. Das ist in dem Falle aber nicht unser eigentliches Ziel. Wir wollen mit unserem Zutun einen kleinen Beitrag leisten, dass die Veranstaltung Erfolg hat und hoffentlich jede Menge Geld zusammen kommt. Da ist es im Endeffekt völlig egal ob man mit Metallern, Opernsängern oder Volksmusikern gemeinsam die Bühne und das Publikum rockt. Musik ist Kunst und Kunst verbindet. So sehen wir das! Wenn wir gerufen werden und dann noch für einen guten Zweck, dann kommen wir natürlich sehr gerne.
Nicole: Seit Eure ehemalige Frontfrau „Asli“ nicht mehr dabei ist, ist Euer Bühnen Line-up sehr speziell und fast schon einzigartig. Jan am Keyboard, Markus und Andi zu Zweit am Singen ohne weitere Instrumente. Wird sich da in der Zukunft etwas ändern und werden evtl. mehr Instrumente live zum Einsatz kommen?
Markus: Nach der And One Tour haben wir nun angefangen das Set etwas umzugestalten. Wir werden einige Songs von „Man Machine“ auf der Gitarre begleiten! Das kommt auch daher, dass wir für das neue Album mehrere Songs mit einer Gitarre einspielen werden. Aber keine Sorge, unsere Wurzeln sind elektronisch und das wird sich auch nicht ändern. Das wir nun auch eine Gitarre reinnehmen ist vielmehr wieder ein Schritt nach dem Nächsten, eine Art Weiterentwicklung und Horizonterweiterung. Musik, die elektronisch basierend ist, hat auch ihre Grenzen, rein technisch gesehen. Bevor wir anfangen miesklingende, rumprogrammierte Gitarrensounds zusammen zu pfuschen nehmen wir doch lieber gleich eine richtige Gitarre. Auf jeden Fall werden wir unsere Fans überraschen. Wir haben viele Pläne. Was wir umsetzen können und wollen, werden wir noch nicht verraten. Das werdet Ihr, vielleicht noch in diesem Jahr zu hören bekommen.
Andi: In der Zukunft sollen schon noch mehr Instrumente mit auf die Bühne kommen. Dadurch kommt auf der Bühne eine völlig neue Dynamik rein. Ihr könnt also sehr gespannt sein, was die Zukunft noch so bringen wird.
Jan: Die Band Lost Area wird in der Basisstruktur so bleiben; also wir Drei. Es kann gut sein, das wir aber Gastmusiker arrangieren, die mit uns zusammen auf der Bühne stehen werden um das eine oder andere Musikinstrument live zu bedienen. Unser Anspruch ist immer, dass das Album auch annähernd live so klingt und berührt wie aus dem CD Player. Ein hohes Ziel, das wissen wir. Deswegen wird auch die Unterstützung für unsere Livegigs in Betracht gezogen. Lasst Euch überraschen, Ihr werdet von uns hören!
Nicole: Ihr seid ja an einem neuen Album wie ich gehört habe. Was erwartet uns da, gibt es schon Neuigkeiten, die Ihr erzählen könnt?
Jan: Es wird dunkler, böser. Aber keine Angst, es wird nach wie vor den einen oder anderen typischen Lost Area Song geben. Es wird auch, wie bislang jedes unserer Alben, ein Konzeptalbum. Das heisst, es wird ein Thema geben, das sich wie ein roter Faden durch das Album zieht. Ein spannendes Thema mit unwahrscheinlich viel Spielraum für den Hörer und uns. Das Album wird man sicherlich, auch nach dem 30sten Mal noch neu entdecken können. Mehr sage ich jetzt nicht mehr :-).
Andi: Natürlich wollen wir im Augenblick noch nicht zu viel verraten, ein wenig Spannung muss schon noch drin sein. Wir fangen jetzt ja auch erst an den Weg zu gehen. Wo der endet wissen wir selber noch nicht; es wird höchst interessant! So viel können wir jedoch verraten: Es wird sich einiges tun. Das Album wird neue Facetten unserer Musik zum Vorschein bringen, da Markus Jan tatkräftig beim Produzieren unterstützt und auch ich meine Ideen zu Texten und Musik beitragen werde.
Markus: Wie schon erwähnt, wird das neue Album etwas mehr Gitarre beinhalten. Das Album wird auch an sich schwerer bzw. anspruchsvoller und dunkler ausfallen als „Man Machine“; auch wenn das Album erfolgreich war und ist und wir natürlich dahinter stehen. Es ist auch das erste Album, bei dem Andi und ich von Anfang an dabei sind und mitwirken. Des Weiteren wird man auf der neuen Scheibe keine weibliche Stimme hören. Andi und ich teilen die Songs untereinander auf. Die Songs bieten extrem viel Potenzial um unsere Stimmen in einem, vielleicht ganz anderen Licht zu setzen. Thematisch gehen wir wieder einen Schritt weiter und reizen sicherlich das eine oder andere Feingefühl. Wir nutzen neue, freigesetzte Kapazitäten und Ideen. So, genug der vielen Wort dazu. Stellt Euch auf einen hochinteressanten Lost Area Jahresabschluss ein!
Nicole: Was war bisher Euer verrücktestes Erlebnis, wenn Ihr Live unterwegs wart?
Markus: Die verrücktesten Dinge die ich erlebt habe, erzähle ich lieber nicht. Manches sollte man einfach lieber vergessen. Es ist schon sonderbar was mit einem so alles passieren kann 🙂
Andi: Da gibt es so Einiges. Ich wurde u.a. auf einer Party nach einem unserer Gigs auf der Toilette angesprochen um ein Autogramm zu geben. Naja, seltsamer Ort und seltsame Situation wenn Ihr versteht was ich meine. Ansonsten behalte ich die eine oder andere Story mal für mich.
Jan: Aftershow in Dresden; ich hülle mich in Schweigen 🙂
Nicole: Ist es für Euch schwierig, die Musik nebst dem alltäglichen Geldverdienen und was sonst noch so alles ansteht, unter einen Hut zu bringen? Oder wie legt Ihr eure Prioritäten fest?
Markus: Es ist natürlich nicht ganz einfach, alles unter einen Hut zubekommen. Tagsüber arbeiten und Abends an den Songs basteln. Da bleibt wenig Zeit für anderes. Mann muss zu 100% hinter der Musik stehen, sonst kommt da nicht viel dabei heraus. Kurz gesagt, die Musik hat oberste Priorität. Dass dafür auch das private Umfeld mitspielen muss ist die Basis für alles. Ausserdem haben wir ein starkes Team mit unserem Management und unserer Bookingcrew. Sie halten uns den Rücken frei und machen die Arbeit im Hintergrund. Das schafft uns die Freiräume um uns ausschliesslich auf die Musik zu konzentrieren. Weitere Unterstützung haben wir von unserem Label. Sie glauben an uns und helfen wo sie können.
Andi: Natürlich gibt es Tage wo man sich fragt, wie man alles unter einen Hut bekommen soll. Der Chef meckert, man muss zur Probe und die Freundin möchte auch ihre Aufmerksamkeit. Aber diese Tage gehen zum Glück auch vorüber. Musik ist für mich das Ventil das ich brauche um abzuschalten und wo ich auch mal Dampf ablassen kann. Andere Leute gehen spazieren, Malen oder sind in irgendeinem Sportverein um dort Energien frei zu setzen. Ich brauch die Musik, das ist mein Leben.
Jan: Ich bin halt auch in der glücklichen Situation eine Frau an meiner Seite zu haben, die mich wirklich voll und ganz unterstützt. Ohne sie wäre Lost Area in dem Ausmass kaum möglich. Es ist ja mittlerweile bekannt dass Annie, meine Frau, unser komplettes visuelles Programm erstellt, sich ausdenkt und umsetzt. Das schliesst auch unsere Homepage mit ein und in Zukunft auch unsere Videoproduktionen. Allein diese Tatsachen machen sie schon zu einem vierten Bandmitglied, denn auch songtextlich ist Annie involviert. Ich sitze wirklich im Durchschnitt vier Abende in der Woche im Studio. Anders wäre es auch kaum möglich Ende des Jahres ein neues Album zu präsentieren. Wie Markus und Andi schon erwähnten. Wir arbeiten mit einem klasse Team zusammen. Alles Leute die wir schon lange kennen und sie kennen uns. Die Chemie passt, wir können miteinander kreativ arbeiten, tauschen uns aus und sind in der glücklichen Situation, dass jeder aus unserem Team an uns glaubt; tatsächlich an uns glaubt und nicht nur weil es ein Job ist oder zur Aufgabe gehört. Da wird nichts hinterm Berg gehalten oder künstlich verschönert. Wenn es was zu bereden gibt wird geredet, auch wenn es manchmal vielleicht etwas angeregt zugeht. Das wiederrum ist so erfrischend, macht den Weg zum Ziel leichter und den Kopf freier.
Nicole: Die Schweizer Szene ist ja gerade im Vergleich zu Deutschland doch sehr klein und bescheiden. Seht Ihr das für euch eher als Vorteil oder was erlebt ihr in diesem Zusammenhang so alles?
Jan: Ich bin absolut begeistert. Wir erfahren eine tolle Unterstützung in der Schweiz. Mittlerweile haben wir zwei feste Termine im Jahr, die natürlich in der Schweiz sind. Wir wissen das enorm zu schätzen und werden, solange wir noch geradeaus gehen können diese Termine auch immer wahrnehmen. Uns ist sehr bewusst, dass wir eine grosse Fanbase in der Schweiz haben und werden diese Leute sicher nicht vergessen oder vernachlässigen. An dieser Stelle mal ein dickes Dankeschön für Alles!
Andi: Ich sehe das eher als Pluspunkt. Die Szene ist noch familiärer als in Deutschland, was ich als angenehm empfinde. Man hat schneller Kontakt zu seinen Fans und die Schweizer sind sehr treue Fans und waren schon da wo man uns in Deutschland früher vielleicht noch belächelt hat! Wir gehören sicher zu den Bands, die niemals vergessen wo man seine musikalischen Wurzeln schlagen konnte und das ist u.a. in der Schweiz. Dass die Schweizer aber auch musikalisch was aus ihrer Szene zu bieten haben zeigen ja u.a. The Beauty Of Gemina und auch Jesus And The Gurus. Ein zwar kleine, aber sicher nicht zu unterschätzende Szene.
Markus: Ich kann nur dazu sagen, dass was ich in der Schweiz bislang erleben durfte, war absolut klasse und hat mega viel Laune bereitet. Auch wenn die Szene in der Schweiz kleiner ist, konnten wir dennoch viele Fans für uns gewinnen. Und ich freue mich immer riesig drauf, wenn wir einen Gig in der Schweiz haben.
Nicole: Was ist Euer grösstes musikalisches Ziel und gibt es Vorbilder?
Markus: Ich möchte so viel wie nur möglich mit Lost Area erreichen. Für mich gibt es da keine Grenzen. Wir sind bereit für jeden Club, jede Party und auch jedes Festival. Wir haben Respekt aber sicherlich keine Berührungsängste.
Andi: Eines meiner grössten musikalischen Ziele wäre eine mehrwöchige Tournee mit z.B. Diary of Dreams oder VNV Nation kreuz und quer über den Globus und dabei vielleicht auch noch ein wenig Geld verdienen und nicht nur ausgeben :-). Eines meiner musikalischen Vorbilder ist :Wumpscut:. Hier würde mir auch schon ein einziges Konzert reichen, was schätzungsweise nie stattfinden wird. Ansonsten hoffe ich, dass Lost Area in den nächsten 2-3 Jahren soweit ist, dass wir vielleicht auch mal junge Bands unterstützen können und wir der Gesellschaft noch mehr zurück geben können. Das setzt natürlich Erfolg voraus.
Jan: Wir wollen auf die Bühne, um fast jeden Preis ohne uns dabei aber verbiegen zu müssen oder gar zu verkaufen. Man soll uns so nehmen wie wir sind. Lernen ja, sich und seine Fans verraten niemals! Klar, um was bewegen zu können was Nachdruck hat, muss man auch kommerziell erfolgreich sein. Das heisst aber nicht automatisch, dass man seinen Weg verlässt und sich prostituiert. Wir brauchen uns ja nichts vormachen. Ohne die nötigen finanziellen Mittel ist jede Band geknebelt und um das zu vermeiden müssen u.a. auch die CD Verkäufe stimmen. Bei dem Gedanken schiesst mir gerade das Blut in den Kopf wenn ich an diese illegalen Downloadportale denke! Da nützen die schönsten Ideen und Melodien nichts, wenn man das nicht qualitativ umsetzen kann oder das Album illegal runtergeladen wird. Die Leute schädigen jede Band, jeden Musiker und die ganzen Leute die hinten mit dran hängen. Was heisst denn überhaupt kommerziell? Das ist doch nur die Reaktion einer gewissen grossen Anzahl Leute, die auf einmal das Album gut finden und kaufen und der Musiker vielleicht auch mal für seine harte Arbeit entlohnt wird; Lohn steht wohl jedem Menschen zu, egal was er macht. Kommerziell heisst nicht zwangsweise, das die Band nun Pop ist oder zur Hure der Nation geworden ist. Das ist Motivation genug weiter sehr hart zu arbeiten, das Maximum aus uns rauszuholen. Wir wollen einfach nur unsere Musik machen und so viele Leute wie möglich mit unseren Konzerten erreichen. Über Vorbilder rede ich nur ungern. Man wird ständig mit ihnen verglichen und das möchte ich eigentlich nicht. Bei mir ist es eher so, dass mich eine Menge Leute inspirieren. Das müssen nicht immer nur Musiker sein. Klar habe auch ich meine Faves vor denen ich den Hut ziehe für ihre Musik und Arbeit. Aber wie gesagt, die sind in mir und dort bleiben sie auch.
Nicole: Ein deftiges Statement noch zum Schluss von Jan 🙂 aber wo er Recht hat, hat er halt Recht. Ich wünsche Euch viel Erfolg und alles Gute und ein super erlebnisreiches Jahr. Und vielleicht erzählt Ihr dann doch noch einmal die eine oder andere Backstage-Story aus dem Nähkästchen, kann ja nicht alles so „schlimm“ sein 🙂 und Danke für das aufschlussreiche Interview!