Band: Interpol
Album: Marauder
Genre: Post-Punk
Label: Matador
VÖ: 24. August 2018
Webseite: interpolnyc.com
Interpol haben noch nie viel Licht in ihre Musik gelassen und wenn doch, waren es vornehmlich Variationen roter oder grauer Farbtöne. Nein, sie sind keine bunten Hunde und die Lieblingsfarbe bleibt Schwarz. Als Konsequenz davon legt “Marauder“ offen, womit sich die Band aus New York heute schwertut und worin sie nach wie vor überzeugt. Beides hat mit einer gewissen Routine zu tun.
Grundsätzlich scheint sie aber etwas in ihrem eigenen Konzept gefangen. So einladend sich die beiden Gitarren von Daniel Kessler und Paul Banks auf den ersten Alben zum Tanz aufgefordert haben, so ungelenk müssen sie sich bemühen, wenn sie aus der Komfortzone geraten. Die beiden überflüssigen Interludes unterbrechen ein Album, das nur stellenweise Fahrt aufnimmt. Doch es sind nicht Tempo oder Groove, die letztendlich fehlen: Es sind die überragenden Songs.
Schrumpften die Alben nach den ersten beiden auf “Normalgrösse“, hatten sie immer noch eine ziemlich starke Präsenz. Das gelingt auch “Marauder“ dank den unverwechselbaren Interpol-Stilmitteln, die vertraut sind und doch ihren Reiz nicht zu verlieren scheinen. Zudem wächst Paul Banks immer mehr in seine Rolle als Bassist hinein, in der er Carlos Dengler mittlerweile problemlos vertritt. So beginnt “Marauder“ ziemlich flott mit dem Duo “If You Really Love Nothing“ und dem schmissigen “The Rover“. Auch dank seinem Schluss reisst “Flight Of Fancy“ noch mit, danach hängt “Marauder“ bis und mit “NYSMAW“ aber doch eher durch.
Zum ersten Mal seit “Our Love To Admire“ haben sich Interpol fürs Studio wieder fremde Hilfe geholt. Die spröde, absichtlich reduzierte Produktion von Dave Fridmann wird wohl nicht jedermanns Sache sein. Aber was wäre die Alternative gewesen? Der Sound von Interpol ist prädestiniert dafür, mit prätentiösem Bombast aufgeblasen zu werden. Man muss ihnen zu Gute halten, dass sie sich dazu bisher nicht haben verleiten lassen. Dem Albumhighlight “Surveillance“ tut es schliesslich sehr gut, dass sie auf gewisse Umständlichkeiten vergangener Platten verzichten und konkreter auf den Punkt kommen. Und so sorgen “Number 10“ und “It Probably Matters“ für einen versöhnlichen Abschluss eines Albums, auf dem sich Interpol zwar nicht weiterentwickeln, aber auch nicht den Fehler machen, etwas zu sein, was sie nicht sind: bunte Hunde.
Tracklist:
1. If You Really Love Nothing
2. The Rover
3. Complications
4. Flight Of Fancy
5. Stay In Touch
6. Interlude 1
7. Mountain Child
8. NYSMAW
9. Surveillance
10. Number 10
11. Party’s Over
12. Interlude 2
13. It Probably Matters
Bandmitglieder:
Paul Banks – Gesang, Gitarre und Bass
Daniel Kessler – Gitarre
Sam Fogarino – Schlagzeug
Gründung:
1997
Text: Michael Messerli