Hopeless Records / VÖ: 1. Oktober 2021 / Indie, Punk
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Text: David Spring
Es gibt Künstler*innen, die sind so vermaledeit talentiert, dass es an Unverschämtheit grenzt. Zum Beispiel Sarah Tudzin aus Los Angeles. Nicht nur kann sie einen Abschluss am renommierten Berklee College of Music ihr Eigen nennen, sie hat sich zudem als Produzentin und Schreiberin Lorbeeren mit Grössen wie Lady Gaga, Coldplay oder der „Hamilton“ Musical-Produktion verdient. Und ganz nebenbei hat sie auch noch eine fantastische Ein-Frau-Band namens illuminati hotties, mit der sie ihr drittes Album „Let Me Do One More“ veröffentlicht.
illuminati hotties geht die Gratwanderung zwischen kreativem Wahnsinn und eingängiger Hörbarkeit gekonnt und selbstbewusst. 2017 erschien „Kill Yr Frenemies“ und wurde umgehend von allen Seiten gefeiert. Der Sound, den Tudzin damals kreierte, war abwechslungsreich und unfassbar gut produziert. Anstelle eines zweiten Albums gab es unter dem Namen „Free I.H.: This Is Not The One You’ve Been Waiting For“ eine Art Demo-Platte, welche Tudzin aus dem Ärmel schüttelte, um aus ihrem Plattenvertrag erlöst zu werden. Dieses Werk genoss wider Erwarten noch viel mehr Erfolg und hievte den Namen illuminati hotties endgültig in Allermunde.
„Free I.H.“ war nicht nur ein karrieretechnischer Befreiungsschlag, sondern ein kreativer. Sarah Tudzin fühlte sich dermassen inspiriert, dass „Let Me Do One More“ in kürzester Zeit entstand. Es ist beachtlich, was die Dame musikalisch bewerkstelligt. Selten habe ich ein Album gehört, das durchmischt ist und gleichwohl einen roten Faden hat. Sei es ein quirky Popsong wie die Vorabsingle „Pool Hopping“, ein exquisit bizarres Indie-Punk-Brett wie „MMMOOOAAAAAYAYA“, eine Synth-Grunge-Nummer wie „Knead“, oder eine introspektive Electro-Ballade wie „Protector“, illuminati hotties zieht sämtliche Register.
Dass all diese Stilrichtungen zusammenpassen und, dass alles als Album funktioniert, liegt vor allem daran, dass Tudzin eine meisterhafte Produzentin ist. Sie weiss ganz genau, wann sie ruhig werden muss, um die folgende Katharsis umso wuchtiger und effektiver einschlagen zu lassen. Dass sie so gut wie alle Instrumente allein einspielen kann, hilft umso mehr, so gab es keine kreativen Differenzen, an denen das Projekt hätte scheitern können.
Ich ziehe beindruckt meinen Hut und hänge meine Gitarre zurück an die Wand. illuminati hotties ist die einzigartige Band einer einzigartigen Künstlerin, die sämtliche Zügel in der Hand hält und dabei eine Tonne Spass hat. Alles klingt locker-flockig, doch merkt man, dass auf „Let Me Do One More“ jeder Takt, jedes Riff und jeder Beat am richtigen Platz sitzen. Sarah Tudzin überrascht und überzeugt. Wer richtig gute Indie-Musik mit gehörig Punkattitüde im Leben braucht, wird um illuminati hotties nicht herumkommen.