Argonauta Records / VÖ: 29. April 2022 / Post-Hardcore
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Text: David Spring
Es ist eine traurige Wahrheit des Lebens, irgendwann müssen wir alle gehen. Die meisten unter uns haben Verluste von nahestehenden Menschen erleiden müssen. Die Trauer und Schmerzen, die damit einhergehen, sind allseits bekannt. Genau dieser Thematik haben sich If I Die Today auf ihrem vierten Album „The Abyss In Silence“ angenommen.
If I Die Today sind eine Post-Hardcore-Gruppe der dunklen Sorte. Die Band aus Norditalien hat ihren Sound zu gleichen Massen im Hardcore wie auch im Sludge verankert, ungestüm, aggressiv und heavy. Das Thema der Trauer ist der Leitfaden auf der neuen Platte. Abgesehen von den ersten beiden Tracks „Life“ und „Death“ sowie dem letzten „Darkness“, sind die Songs in die bekannten fünf Phasen der Trauer unterteilt: Leugnen, Zorn, Verhandeln, Traurigkeit und Akzeptanz.
„The Abyss In Silence“ ist keine einfache Kost. Das schwierig zu verdauende Thema wird von brutalen Schreien, heftigen Riffs und ohrenbetäubenden Beats untermalt. Es gibt immer wieder lichte Momente, in denen man aufschnaufen kann, wie das echte Leben zeugt auch das Album von gelegentlichen Lichtblicken. Doch, wie der erwähnte Abschlusstrack „Darkness“ erahnen lässt, nimmt das Ganze kein gutes Ende.
Musikalisch erinnert die Band oft an Converge. Vom Chorus-beladenen Gitarrensound zum schmerzlich aggressiven Gesang erweckt die Musik von If I Die Today starke Reminiszenzen an das 2009er-Werk „Axe To Fall“ der Hardcore-Helden aus Massachusetts. Die Italiener spielen so authentisch und überzeugend direkt aus dem Herzen, dass man aber nicht von einem Abklatsch sprechen kann.
Die Platte ist äusserst abwechslungsreich, die 25 Minuten Spielzeit vergehen wie im Flug. Am Ende fühlt man sich auf kathartische Art und Weise gerädert und erledigt. All die angestaute Aggression ist entladen, der Schmerz zwar nicht vergessen, aber verarbeitet. Damit haben If I Die Today ihr Ziel erreicht, selten wurde der Trauerprozess musikalisch so effektiv bearbeitet. „The Abyss In Silence“ ist eine schwierige Platte, aber eine, die gut tut.