Pelagic Records / VÖ: 3. Dezember 2021 / Post-Metal
Facebook
Text: Michael Bohli
Vor zwei Jahren polterten Hypno5e mit ihrem grossen Werk «A Distant (Dark) Source» durch die Landschaft. Ein Post-Metal-Koloss, der stürmische Kämpfe austrug und in langen Songs Gebirge durchbohrte. Zwei Jahre danach muss ich zugeben, dass mich das Album nur für eine kurze Zeit begleitet hat, der damalige Eindruck aber positiv war. Mit «A Distant Dark Source Experience» erhält man zwei Klammern weniger im Titel, dafür eine 70 Minuten lange Liveaufzeichnung, die das komplette Originalalbum wiedergibt. Ein guter Zeitpunkt, das Werk erneut unter die Lupe zu nehmen.
Viel geändert hat sich an der Musik logischerweise nicht, Hypno5e hauen eine gehörige Portion Prog und Hardcore auf den Post-Metal auf die Kompositionen. Die dissonanten Gitarren kreuzen sich, der Gesang driftet in Richtung Geschrei und die harten Schlagzeugrhythmen sorgen zusammen mit dem Bass für erschütternde Fundationen. Die unterschiedlichen Passagen von «On The Dry Lake» sind eine gute Vorbereitung für den Rest, als Live-Aufnahme aus Paloma erhält die Musik einen gefährlichen Anstrich. Ohne die voluminöse Perfektion des Studios zu erreichen, kratzen alle Instrumente in den Gehörgängen.
Nach kurzer Zurückhaltung brechen Hypno5e regelmässig in verzweigte Takte aus, kombinieren Melodien und harsche Angriffe zu Liedern wie «A Distant Dark Source» – man verfällt der Hexerei. Das via Streaming ausgestrahlte Konzert kommt nebst der Band ohne menschliche Komponenten aus und könnte theoretisch als rohe Album-Aufzeichnung durchgehen, zusammen mit dem Bildmaterial ergibt sich das erweiterte Spiel durch Licht, Schatten und Blitze. Fraglich bleibt bloss, wieso «A Distant Dark Source Experience» keine zusätzlichen Anreize (ältere Songs, erweiterte Setlist) für die Käuferschaft des damaligen Albums offeriert.