Pelagic Records / VÖ: 22. November 2019 / Post-Metal
hypno5e.com
Text: Michael Bohli
Genrebezeichnungen wie Post-Metal können alles in sich tragen, da darf man eine Band wie Hypno5e aus Frankreich ohne schlechtes Gewissen damit anpreisen. Wer jetzt aber schleppende Songs erwartet, der wird bei „A Distant (Dark) Source“ gleich überfordert: „On The Dry Lake“ gönnt sich während zwölf Minuten nicht nur cineastische Passagen, sondern brutale Blasts und Shredding, heftige Angriffe und Taktwechsel. Das ist eine Erzählung im Sturm, das ist ein öffentlich ausgetragener Kampf. Die vier Musiker gönnen sich keine Ruhe, Fans von Cult Of Luna oder Gojira werden gleichermassen bedient.
Eine Spur Grössenwahn lässt sich bei der neuen Platte von Hypno5e auf jeden Fall heraushören, was positiv zu gewichten ist. Das Quartett tritt nicht nur mit einer Scheibe auf, die über eine Stunde läuft, sondern bietet den Titelsong „A Distant (Dark) Source“ als 18-minütiges Single-Video – verrückt. Verkehrt ist dies mitnichten, zeigt die dreiteilige Komposition alle Facetten des Metals. Viel Atmosphäre, Ausraster mit Geschrei und harten Saitenanschlägen, harmonische Melodien – Zutaten, die unglaublich fesselnd zusammenfinden. Das empfanden wir vor einigen Jahren live als wuchtigen Progressive Metal, „In The Blue Glow Of Dawn“ unterstützt dies.
Dank Sänger Emmanuel Jessua wird eine weitere Ebene geboten, erzählt dieser in seinen Texten die Geschichte des verschwundenen Tauca-Sees in Bolivien. Das verleiht dem Album noch mehr mysteriöse Wirkung, Geister und lebendige Menschen begegnen sich zwischen den Klängen. Der Post-Metal von Hypno5e beeindruckt natürlich auch instrumental, „On Our Bed Of Soil“ ist das beste, elegische Beispiel. Was hier geboten wird, das sind Epen, Landschaften – „A Distant (Dark) Source“ ist ein Monolith und für jeden Liebhaber des Genres mehr als nur zu empfehlen.