Eigenveröffentlichung / VÖ: 17. November 2023 / Thrash Metal
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Text: David Spring
Es fällt nicht immer leicht, eine Rezension zu einem tollen Album zu beginnen. Manchmal trägt das Werk einen bizarren Titel, vielleicht wurden die Drums von einem brennenden Schlagzeuger eingespielt oder das Studio befand sich in der Arktis – was man sich als Band halt so einfallen lässt. Sowas könnte man gut erwähnen. Was hingegen tun, wenn die Band nicht völlig unbekannt ist, das Album normal, aber geil und eigentlich nur der passende Aufhänger fehlt?
Ja, dann macht man es genau wie hier und schreibt einen „einstimmenden“ Absatz, obschon man eigentlich auch einfach Folgendes hätte sagen können: Hyperia sind eine rasante Thrash Metal Band aus Vancouver und ihr bereits drittes Album lautet auf den schönen Titel «The Serpent’s Cycle». Das furiose neue Werk beginnt mit fetten Gitarren, die den Opener «Ego Trip» auf Trab bringen. Die Band verschreibt sich voll und ganz dem Thrash der alten Schule. Das Doppel-Basspedal glüht, die Gitarren schnellen in schwindelerregende Höhen und Marlee Ryley mit ihrer beachtlichen Stimme keift und wütet.
«Automatic Thrash Machine», der zweite Song im Bunde, treibt sämtliche Elemente auf die Zwölf. Melodiös und eingängig, rabiat und unaufhaltsam feuert Hyperia aus allen Rohren. Was immer wieder angenehm auffällt, sind die glorreichen Gitarrenleads. Gitarrist Colin Ryley hat bestimmt die eine oder andere Kreator- oder Exorder-Platte im Regal stehen, doch bedient er sich für seine Soli augenscheinlich gerne auch bei Bands wie Avenged Sevenfold oder Children of Bodom. Das Resultat ist eines der grossartigsten und glorreichsten Gitarrenbretter seit langem.
Das Album macht unglaublich Spass und Hyperia liefert auf sämtlichen Ebenen ab. Das Gaspedal ist konsequent durchgetreten, die Riffs sind knüppelhart und die Songs kreativ sowie abwechslungsreich. Stücke wie der Titeltrack «Trapped In Time» oder das exquisite «Eye For An Eye» zeigen zudem eindrucksvoll, was Sängerin Marlee für ein beeindruckendes Stimmorgan ihr Eigen nennt. Mit Schreien und Toben ist es nämlich bei weitem nicht getan, von seltenen, aber wohlplatzierten Clean-Parts über durchgedrehte Hardcore-Shouts bis hin zu vernichtenden Growls bietet sie alles.
Am Ende des Tages ist «The Serpent’s Cycle» natürlich immer noch ein Thrash-Metal-Album, weltbewegende Neuerungen oder noch nie Gehörtes findet man eher nicht. Doch wenn das Gesamtbild von der Produktion über das Energielevel bis hin zum nie überladenen aber immer spannenden Songwriting so gut passt, was will man noch mehr? Hyperia machen alles richtig. Die Platte rockt gewaltig, die Nackenwirbel schmerzen und man kriegt dieses dümmliche Grinsen kaum zum Gesicht heraus.
Sowas schafft nur guter Thrash.