Scheidegger & Spiess / ISBN: 978-3-03942-116-9
Text: Cyril Schicker
Tischtennisschläger mit Handgranaten gefällig? Ein Sarkophag anmutender Eingang? Weshalb nicht eine Todesmaske à la Tom G. Warrior (Celtic Frost)? Wie wäre es mit einer Mischung aus Sado Maso und eiserner Jungfrau, die sich als (imposanter) Wandschrank entpuppt?
Gar doch (Biomechanic-) Babies in Patronenformat? Oder ein gigantisches Stahlkrokodil, das seinen Kopf in den Sand, ähm, in den Schnee steckt? Abgewrackte, manisch wirkende Affen? Ein Arm, der aus einem Bein wächst – mit Armbrust als Sahnehaupt? Womöglich interessiert dich der güldene Oskar aka Oscar?
WILLKOMMEN IM PANOPTIKUM VON HR GIGER!
Wer, was, wie der sagenhafte, leider inzwischen verstorbene Schweizer Künstler ist, wissen wir alle – und einige Aliens sicher ebenso. Was aber noch nicht alle wissen: Der Bildband „HR Giger by Camille Vivier“ ermöglicht einen einzigartigen visuellen Streifzug durch die fantastische Welt des Ausnahmekünstlers HR Giger.
Mensch-Maschinen, Gewalt, Bedrohung, Dystopien, das sind seine Themen – ebendiese erleben, in der Kunst von HR Giger, eine Renaissance. In diversen Magazinen weltweit wird sein Schaffen gewürdigt, letztes Jahr brach eine Ausstellung in New York den Besucherrekord der Galerie. Dass Beda Achermann Herausgeber ist, passt ins Bild. Beda Achermann (Götti dreier meiner Geschwister) war lange auch Creative Director der Männer Vogue und der Donna in Mailand. 1990 gründete er sein eigenes Kreativstudio.
Wenn ich schon „ein Kind“ beim Namen nenne, dann das andere auch: Camille Vivier. Die französische Fotografin – bekannt geworden durch ihre Arbeit für Stella McCartney und Cartier – erhielt für diesen Bildband exklusiven Zutritt in HR Gigers Zuhause in Zürich-Seebach und konnte in verschiedenen Fotosessions allein und mit Models (u.a. das ehemalige Schweizer Topmodel Nadine Strittmatter) dort arbeiten.
In körniger Ästhetik fotografiert sie Objekte, Fotografien, Zeichnungen, Alien-Möbel, die Oscar-Figur (1980 für die Filmausstattung von «Alien») & Co. Die insgesamt 240 Seiten sind bildgewaltig und eine schöne bis atmosphärische Hommage an dieses unvergleichliche Aushängeschild des fantastischen Realismus‘.
Schicker ausgedrückt: Der Bildband ist ein wundervolles, barockes, groteskes und superphallisches Bestiarium. Und mit ganz anderen Worten: kaufen!