Matador Records / VÖ: 03. Juni 2022 / Indie, Shoegaze
horsegirlmusic.com
Text: Michael Messerli
Horsegirl bitten zum Tanz. «Dance/ Dance with me», rufen sie in den Opener «Anti-Glory» hinein und die Tanzfläche ist eine dunkle Halle, in der man sich austoben kann. Nur die Akustik passt nicht ganz und irgendwie fehlt auch das Ambiente. Ganz in der klanglichen Tradition des DIY-Ansatzes gehen am Anfang Lieder wie «Beautiful Song» oder «Live and Ski» etwas unter. Das sehr junge Trio aus Chicago besticht mehr mit einem eigenwilligen Songwriting. Die Bandmitgliederinnen teilen nicht nur ihre enge Freundschaft, sondern auch die Ideen. Basisdemokratie als Methode der Wahl, um erfolgreich zum Ziel zu kommen.
Das Ziel der ersten Albumhälfte heisst «Dirtbag Transformation (Still Dirty)». Ob das fürs ausgelassene Tanzen wirklich ausreicht, sei dahingestellt, weil einiges auch ein wenig reduziert vor sich hin schlurft. Mit Absicht, so scheint es. Wenn die Füsse aber nicht so recht vom Boden kommen, dann sind es die ulkigen Liednamen wie beispielsweise «The Fall of Horsegirl», die Hochmut suggerieren, wo keiner ist und entsprechend niemand vom Pferd fällt. Denn auch dieses wäre dafür zu wenig aufgekratzt. «The Guitar Is Dead 3» ist passenderweise nicht mehr als ein kurzes Klavierklimpern. Was die Drei bedeutet, ist nicht bekannt.
Alles also ein bisschen zurückhaltend, mit einigen tatsächlichen Füllern wie «Electrolocation 2» und Zahlen in den Titeln. Erst mit «Option 8» erwacht das Interesse an gemeinsamer Bewegung wieder. Was beginnt wie ein früher Interpol-Song, ist der Startschuss in die beste Phase des Debüts «Versions of Modern Performance». Trotzdem wirkt es letztlich wie eine geschickt ausgedehnte EP. An der zweiten Albumhälfte, welche mit «Billy» krachend endet, kann man festhalten, an der Produktion sollten es Horsegirl lieber nicht tun. Auch wenn sie dem Gitarrensound zu Gute kommt, dünnt sie den Gesang aus und macht den Gesamteindruck aus den Boxen dumpf. Daran scheitern die tollen Ansätze am Anfang, denen aber manchmal auch die Ideen ausgehen.
Fazit? Es klingt doof, aber hat durchaus mit Anerkennung zu tun: Die drei Frauen sind noch so jung, dass man in Anbetracht dessen beeindruckt sein darf und «Versions of Modern Performance» zwar nicht zum Tanzen auflegt, dafür aber gerne mit Kopfhörern in Fortbewegungsmitteln hört. Oder unseretwegen auch auf Pferden.