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Band: homo~futura
Album: Der neue Mensch
Label/Vertrieb: Synthetic Symphony/SPV
Veröffentlichung: 20. Mai 2011
Website: www.homo-futura.de
Geschrieben von: Cyril Schicker
Welle:Erdball soweit das Auge reicht? Na ja, immerhin sind Welle:Erdball dafür bekannt, gewissermassen an einer arbeitstechnischen Dromomanie (Dromomanie ist allgemein mit krankhaftem Lauftrieb gleichzusetzen) zu leiden. So gesehen ist ihre Omnipräsenz nicht verwunderlich. Doch hier geht es überhaupt nicht um Welle:Erdball, eigentlich, aber eben doch auch. Denn wo Welle:Erdball ist, ist homo~futura nicht weit entfernt.
Genau genommen handelt es sich bei homo~futura um das Nebenprojekt von Honey (bei homo~futura nimmt er die Gestalt von Dr. Georg Linde an) sowie Plastique (bei homo~futura nimmt sie die Gestalt von Frl. Plastique an). Doch die unübersehbare, wie teils auch unüberhörbare, Nähe zu Welle:Erdball, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass homo~futura ein vollends eigenständiges Baby ist, das wohlauf zur Welt kam.
Es ist noch nicht einmal den Kinderschuhen entwachsen, trotzdem aber kristallisieren sich bereits jetzt und von überall her auf der (Musik-)Welt Adoptionsbereitschaften heraus. Sowohl Kritiker als auch eine schon sehr grosse Fan Schar geben sich vergnügt die Klinke der Absolution in die Hand. Für homo~futura dürfte diese überschäumend positive Resonanz Seelenbalsam sein, immerhin vergingen von der Bandgründung bis zum Premierewerk satte acht Jahre.
Diese (Durst-)Strecke sei jedoch, so Dr. Linde in einem jüngst gegebenen Zillo-Interview, vorausgesagt worden. Es habe sich durchaus gelohnt, man brachte am Ende ein Album heraus, das nicht nur äusserst komplex, facettenreich und tanzbar sei, sondern darüber hinaus auch noch ausschliesslich über Perlen verfüge. Letztere Einschätzung zu „Der neue Mensch“ ist selbstverständlich höchst subjektiv, allerdings ist sie – aus Rezensionssicht – nicht so bar jeglicher Realität.
Tanzbar, eindringlich, kurzweilig und mitunter facettenreich sind sie, an der Komplexität hapert es jedoch noch ein bisserl. Erwähnenswert ist sicher der Fakt, dass, so die Augenaussage von homo~futura, auf „Der neue Mensch“ kein einziger C64-Commodore-Klang untergebracht worden sei. Einzig das Bühnenlicht bei ihrer Musical-Tournee sei vom Heimcomputer gesteuert.
Ach ja, Live sind Welle:Erdball stets eine Wucht, bei/mit homo~futura dürfte das nicht anders sein. Ach ja, wer neugierig ist, zu erfahren, was zum Teufel denn ein homo~futura überhaupt darstellt, der soll sich entweder durch vergangene Interviews wühlen oder, und das ist noch viel besser, sich diesen Silberling zu Gemüte führen. Ach ja, wer weder Lust auf Welle:Erdball noch auf homo~futura hat, aber doch irgendwie deren Luft schnuppern möchte, dem sei „Die Funkhausgruppe“ oder „The Girl & The Robot“ ans Herz gelegt.
Tracklist:
1. Die Welt von Heute
2. Klaustrophobie
3. Nemesis
4. Der neue Mensch
5. Links-Rechts
6. Unbewegt
7. Wir schreien
8. ICH-Komplex
9. Die Mann-Maschine
10. A.M.O.K.
11. Komm in mein Labor
12. Isidor
13. Das Tourette-Syndrom
14. Geile Tiere