Band: Halma
Album: Granular
Genre: Instrumental / Psychedelic
Label: Kapitän Platte
VÖ: 23. Oktober 2015
Website: halma-music.com
Sechs Alben und viele Jahre mehr hat es gebraucht, bis ich endlich auf die Gruppe Halma aus Hamburg aufmerksam wurde. Dank dem kleinen und feinen Label Kapitän Platte aus Bielefeld liegt mir nun das neuste Album „Granular“ der Band vor und besticht bereits beim Cover mit einer tiefen Ruhe und Erdverbundenheit. Ist es ein Meteorit in Herzform? Ein Steinbrocken oder nur ein Sandkorn? Der Titel gibt keine direkten Hinweise, doch genau so funktioniert auch die Musik: Fragen und Schubladen vergessen, Augen schliessen und eintauchen.
„Deep White“ eröffnet die Scheibe mit einem sanft groovenden und dahinrollenden Stück, gestreicheltes Schlagzeug, brummelnder Bass und akzentuierte Gitarren. Vielleicht ist man als Hörer zuerst über diese Gemächlichkeit verwundert und erwartet eine Steigerung bis zur Explosion. Schliesslich hat uns das etwas ausgeleierte Genre Post-Rock diese Abläufe für immer in den Kopf eingebrannt.
Halma scheren sich aber nicht um solche Umstände und betrachten die instrumentale Musik aus einem komplett anderen Blickwinkel. Für sie dienen die Instrumente dazu, in Wiederholungen und scheinbar krummen Melodienläufen den Geist des Psychedelic aufleben zu lassen. Hanfkonsumenten würden hier jubeln, liegen aber bereits hypnotisiert in der Ecke.
Denn genau dies macht „Granular“: Es nimmt gefangen, betört und lässt einen die Welt um sich herum vergessen. Vor dem geistigen Auge entstehen Bilder und Konstrukte wie Eisberge, das Sonnenlicht flimmert zwischen den Zacken und langsam fliesst das Schmelzwasser durch die Spalten. Wie in einem Film kreist man um diese Orte und Welten, fühlt sich dann plötzlich wie in einer leeren Halle und geniesst die Intimität mit der Band.
Am meisten hat mich überrascht, wie einfach Halma diesen Zustand erreichen. Nie wird die Musik nervös, nie das Tempo erhöht. Doch alleine die kurz angeschlagenen Gitarren, die ihre Klänge dank vielen Effekten wiederholen und auseinander ziehen, offenbaren einen starken Sog.
Entschleunigung ist ein grosses und aktuelles Thema in unserer Gesellschaft, da kommt „Granular“ gerade recht. Das Erzeugnis aus Hamburg ist kein Stück Musik für gehetzte Menschen, die nie stillsitzen können. Wer sich aber für 40 Minuten vom Alltag verabschieden und wieder einmal nur geniessen will, der muss sich dieses Album von Halma anhören. Fantastische, instrumentale Mantras mit grosser Wirkung, von einer Band, die bekannter werden muss.
Tracklist:
1. Deep White
2. Sediment
3. Riverbed
4. Mud Mound
5. Dirt Devils
6. Crooning Dune
Bandmitglieder:
Thorsten Carstens – Gitarre und Gesang
Andreas Voss – Gitarre
Anna Bertermann – Bass
Fiona McKenzie – Schlagzeug
Gründung:
1999
Text: Michael Bohli