Inside Out Music / VÖ: 3. März 2023 / Prog Metal
hakenmusic.com
Text: David Spring
Wer an Prog Metal denkt, muss an Haken denken. Von ihrem ersten Album «Aquarius» in 2010 über das Genre-definierende «The Mountain» in 2013 bis hin zu den jüngsten Djent-Extravaganza-Meisterwerken «Vector» und «Virus» (2018/2020), die sechs Briten gehören zur absoluten Speerspitze. Nun steht uns das wohl abwechslungsreichste, durchgeknallteste und irgendwie trotzdem auch eingängigste Album ihrer Geschichte ins Haus: «Fauna»
Okay, keine Sorge: eingängig heisst natürlich nicht, dass Haken auf einmal leichte Kost produzieren. Die ersten Töne des Openers «Taurus» fallen dermassen chaotisch und überrumpelnd ins Haus, dass aufgewecktes Zuhören und voller Fokus sofort gefordert sind. Mit «Nightingale» folgt ein Prog-Rock-Stück der Extraklasse, komplizierte Rhythmen, Odd-Time-Signatures, durchgeknallte Instrumentalpassagen und gar verzückende Melodien. Dabei klingt jede Sekunde unverkennbar nach Haken und gleichwohl frisch und nie-dagewesen.
Was Haken einmal mehr vom Gros vieler artverwandter Bands abhebt, ist ihre Fähigkeit, nie den roten Faden zu verlieren. Im direkten Vergleich zu den aktuellen Werken von zum Beispiel Dream Theater oder auch Between The Buried And Me, gelingt es ihnen, sich selten bis nie in endlos komplizierten, aneinandergereihten Passagen und selbstbeweihräuchernden Solos zu verlaufen. Der Song steht immer im Zentrum. Selbst gewaltige Prog-Brocken wie das epochale «Sempiternal Beings» und vor allem das geniale, völlig durchgeknallte «Elephants Never Forget» schaffen es immer, ein zentrales, musikalisches Thema im Fokus zu behalten, an dem man sich festhalten kann.
Genre-Grenzen werden auf «Fauna» dem Albumtitel entsprechend gesprengt. Haken bedienen sich sämtlicher Facetten der Musik. Bestes Beispiel ist der intensive Closer «Eyes Of Ebony», der von jazzig verkopft über knochenhart bis hin zu episch und poppig alles abdeckt. Am weitesten links aussen wiederum ist der Track «The Alphabet Of Me», an dem sich die Geister schneiden werden. In diesem so bizarren wie tollen Song wird mit vollen Händen aus Elementen der modernen Pop- und R’n’B-Musik geschöpft, nur um uns dann einen fantastischen Headbang-Refrain um die Ohren zu klatschen.
Wer auf herausfordernde, komplizierte und endlos kreative Musik steht, wird bei Haken seit jeher glücklich. Und wer die Band noch nicht kennt, findet mit «Fauna» zudem einen vorzüglichen Einstieg in ihr Schaffen. Eine Band, die nach bald 20 Jahren im Geschäft konsequent auf solch hohem Niveau abliefert, verdient sämtliche Hochachtung. Haken sind eine absolute Gewalt und «Fauna» wird zweifellos als eines der besten Prog-Alben jüngerer Zeit in die Annalen eingehen.