Band: Ginkgo Dawn Shock
Album: Inward | Flare
Genre: Progressive Metal
Label: This Is Core
VÖ: 8. März 2019
Webseite: Ginkgo Dawn Shock auf FB
Sollte die Musikkritik den Weg zu beschreiten versuchen, den Bands und Stilrichtungen schon lange eingeschlagen haben? Das konstante Neumischen von bereits vernommenen Eigenheiten, Möglichkeiten und Ausdrucksweisen? Dies würde nicht nur das Schreiben von Texten vereinfachen, sondern der heutigen Aufmerksamkeitsspanne von wenigen Sekunden entsprechen. „Inward | Flare“ wäre dann das frischgebackene Brötchen, welches aus den Berichten zu Wheel und The Mute Gods kreiert worden wäre. Aber nein, damit tut man den Mannen von Ginkgo Dawn Shock Unrecht, denn dieser Progressive Metal ist mehr, Tool beispielsweise.
„Sober“ hört man schnell heraus, mit dieser gepressten Gesangsweise, den kantigen Riffs und die immer wieder gebrochenen Takte. Lieder wie „Mankerat“ verbinden diese technische Extreme mit Emotion und Ausdruck, Ginkgo Dawn Shock wollen nicht verkopft sein, sie geniessen lieber die Komplexität in den erfassbaren Möglichkeiten. So hebt sich die Band aus Italien von der modernen Welle des leicht kitschigen Progressive Metals ab und verlässt sich auf die spielerischen Fähigkeiten, welche O.R.k. oder A Perfect Circle als Vorlage betrachten.
Natürlich erfinden die Mannen das Genre nicht neu, aber es macht Spass, ihnen beim Arbeiten und Experimentieren zuzuhören. „Inward | Flare“ ist ein Album, an dem man eigentlich nichts bemängeln kann – ausser vielleicht das gewisse Etwas, welches aus Ginkgo Dawn Shock eine Eigenständigkeit formen würde. Aber so gibt es tolle Melodien, rechnerische Rhythmen und viel Druck. Mit ihrem zweiten Album zeigen sich die Italiener selbstbewusst und weit weg von der unbeholfenen Zeichnung auf dem Cover.
Tracklist:
1. Sadcasm
2. Klys
3. Mankerat
4. Kyrie
5. Yedinyy
6. Glacier
7. Solar
8. Allistee
9. Ljos
10. No Summer in Ohio
Bandmitglieder:
Alessandro Ciccolella – Gesang und Gitarre
Giordano Bufi – Gitarre
Gabriele Terlizzi – Bass
Gilberto Bufi – Schlagzeug
Gründung:
2013
Text: Michael Bohli