Clouds Hill / VÖ: 5. November 2021 / Industrial, Rock
gewalt.berlin
Text: Michael Bohli
Fatalistisch erscheint die aktuelle Lage, in der wir uns Menschen befinden. Wir haben unseren Planeten an den Rand des Abgrunds gebracht, zerstören unsere Gesellschaften von innen heraus und bieten Hass und Feindlichkeit immer grössere Plattformen. Wer möchte da nicht noch ein letztes Mal eine Nacht lang alle Sorgen vergessen und zu harter Musik durchfeiern – Gewalt bieten euch den Soundtrack zur nihilistischen Party mit ihrem epochalen Debütalbum «Paradies». 90 Minuten Musik, 21 Songs, zwei Platten und ein Buch – Industrial-Rock mit harschen Sounds, brachialen Bässen und gnadenlosen Texten.
Das Quartett, 2015 in Berlin gegründet, machte bisher mit ihrer karg-kühlen und treibende Musik in Singles-Form von sich reden, «Paradies» ist das Massiv, das alle bisherigen Taten zusammenfasst und noch viel mehr Material aufbietet. Ein Stück Arbeit, harte Gitarrenriffs und kalte Sounds vor repetitiven Gesängen. Schmerz und Verzweiflung lauern bei Gewalt in allen Takten, «Guter Junge, Böser Junge», «Unterwerfung» und «Manchmal Wage Ich Mich Unter Leute» sezieren mechanisch und rücksichtslos unsere Verhaltensweisen und Axiome. Lärm und Brutalität sind wichtige Bestandteile, «So Geht Die Geschichte» tut weh, vieles andere wirkt unüberwindbar.
Was Gewalt mit «Paradies» vorlegen ist ein Meisterwerk der Dunkelheit, der unabwendbaren Wahrheiten und des Untergangs. Das Titelstück ist eine zehn Minuten lange Einladung zum Todestanz, «Deutsch» sprengt alles Nationalistische. Die Bässe pochen, Gitarren und Perkussion schreiten davon. Wer im Dezember nicht nur den Tannenbaum brennen sehen möchte, der / die sollte dieses Album erstehen. Falls es 2022 nicht geben sollte, lohnt sich das letzte Aufzucken unserer Spezies mit diesen Songs auf jeden Fall.