Band: Fontaines D.C.
Album: A Hero’s Death
Genre: Post-Punk
Label: Partisan Records
VÖ: 31. Juli 2020
Webseite: fontainesdc.com
Was bedeutet Erfolg im Zeitalter des Streamings? Viele Bands werden diese Frage sicher anders beantworten als der CEO von Spotify. Daniel Ek hat mit kontroversen Aussagen einige Musikschaffende verärgert. Im Kern geht es darum, dass er ein Umdenken fordert, wie Musik veröffentlicht wird. Man könnte sinngemäss zusammenfassen: Das Album ist tot! Solche Aussagen gibt es schon länger, schon seit mehr als einer Dekade. Dabei sollte man aber nicht vergessen: Rockmusik wurde schon immer vermarktet, war dementsprechend immer auch ein „Produkt“, auch wenn das unschön klingt. Die Kritik an den Aussagen von Daniel Ek ist trotzdem berechtigt: Denn egal, ob man heute Alben oder laufend einzelne Songs veröffentlicht, Musikschaffende verdienen mit Streaming nichts. Sie müssen Konzerte spielen, auf Tour gehen. Doof nur, wenn genau das an die Substanz geht – wie beispielsweise bei Fontaines D.C., die in kurzer Zeit mit ihrem Debüt „Dogrel“ durch die Decke gingen. Und das zurecht.
Das war letztes Jahr. Dass sie nun mit den gleichen Dingen kämpfen wie Bands vor Spotify, zeigt: Es ist noch lange nicht so, dass sich alles geändert hat. Fontaines D.C. taten sich schwer mit dem schwierigen zweiten Album und sie mussten die Veränderungen, die mit dem Erfolg kamen, erst einmal verarbeiten. Der Druck des zweiten Albums und die Zerreissprobe für die Freundschaften in der Band: Warum also hat sich das Quintett aus Dublin nicht mehr Zeit gelassen bzw. sich selber eine Pause verordnet? Weil es Gründe gibt, warum man eine Band gründet und einer davon war in diesem Fall heilsam: gemeinsam Musik schreiben. Grian Chatten war es wichtig, etwas Anderes zu machen als beim Debüt. Das ist gelungen. Musikalisch ist es aber weniger überzeugend. Besonders in der zweiten Albumhälfte.
„A Hero’s Death“ fehlt das Aufregende. Während die Aufbruchsstimmung auf „Dogrel“ selbst noch diejenigen in der letzten Reihe mit nach Dublin nahm, herrscht auf dem neuen Album Ernüchterung. Fontaines D.C. bringen eine andere Art von Melancholie mit als Idles oder Shame, die Herkunft ist in ihrem Fall wichtig. Man hört aber nicht ganz heraus, wo sie hin wollen – nur verweilen scheint keine Option. Textlich macht Chatten nochmals einen Schritt nach vorne, was erstaunlich ist, weil er bereits auf „Dogrel“ zu Höchstform auflief. Im Zentrum stehen dieses Mal die Wiederholungen.
Die sind in der Summe etwas ermüdend. Das Mantra „Life ain’t always empty“ passt für sich genommen perfekt. Als müsste man es sich einreden bzw. sich rückversichern, dass es stimmt. Chatten sieht in der Repetition aber vor allem die Möglichkeit, dass sich die Bedeutung der Zeilen zu verändern beginnt. Das hat oft seine Wirkung, lässt sich gut auf Merchandising drucken und Songs wie „I Don’t Belong“, „You Said“, „No“ oder der Titeltrack sind herausragend. Aber ein bisschen weniger Wiederholung hätte dem Album gut getan. Für die Band war dieser Schritt wichtig und das gilt vor allem auch für den Zeitpunkt. Von einem anderen Standpunkt aus betrachtet hätten sie sich gerne etwas mehr Zeit lassen dürfen.
Tracklist:
1. I Don’t Belong
2. Love Is The Main Thing
3. Televised Mind
4. A Lucid Dream
5. You Said
6. Oh Such A Spring
7. A Hero’s Death
8. Living In America
9. I Was Not Born
10. Sunny
11. No
Bandmitglieder:
Grian Chatten – Gesang
Tom Coll – Schlagzeug
Conor Deegan III – Bass
Conor Curley – Gitarre
Carlos O’Connell – Gitarre
Gründung:
2017
Text: Michael Messerli