Klangwang Records / VÖ: 22. März 2024 / Folk, Punk
flolebeau.com
Text: David Spring
Punk und akustische Gitarren – eigentlich eine komisch anmutende Kombination. Doch gibt es einfach nichts Punkigeres, als der eigenen Wut und Unmut jederzeit und überall Ausdruck verleihen zu können. Kein Wunder also, sind Künstler:innen wie Tim Vantol, Laura Jane Grace, Joey Cape oder Frank Turner seit jeher nur mit ihren Stimmen und den sechs Saiten unterwegs. Mit dem so talentierten wie sympathischen Flo LeBeau reiht sich nun auch jemand aus der heimischen Szene in diese illustre Gruppe ein, um mit glorreichen Songs die Welt zu verbessern.
Auf seiner neusten EP «Song Of Spring (SOS)» präsentiert sich der Troubadour nachdenklich und kämpferisch. Flo LeBeau ist hier, um die Dinge in unserer kaputten Welt wieder in Ordnung zu rücken. Der namensgebende Opener legt nach einer kurzen, witzigen Ansage gleich Vollgas los. Der Track könnte gut aus der Feder von Bad Religion stammen, von der rasanten Gitarre über die «oozin‘ aahs and oohs» bis hin zu unverschämt eingängigen Melodien ist es ein astreiner Punk-Smasher – nur halt eben ausschliesslich akustisch. Mit «Type Case» geht es danach etwas entspannter weiter und Flo LeBeau beweist hervorragende Geschichtenerzählerqualitäten zusammen mit spitzzüngiger Kritik. Die sympathisch simple Melodie steht dabei in Kontrast mit dem exzellenten, unmissverständlich anti-rassistischen Text. Eine ganz starke Nummer, die gut und gerne als Aushängeschild für das Akustik-Punk-Genre stehen darf.
Als nächstes wird es mit «Family Issues» ziemlich nachdenklich, denn der Song setzt sich mit Themen wie Prägung, Geborgenheit und Wertschätzung innerhalb des eigenen Familienstammes auseinander. Für viele ist die Familie ein wichtiger Rückzugsort und Quell von Stärke und Sicherheit. Dieser starke Song jedoch ist eine liebevoll ausgestreckte Hand an alle, denen es eben nicht so geht und für die Familie viel eher Schmerz und Leid bedeutet. Den Abschluss macht erneut ein Song, der auch bestens im Punk-Gewand funktionieren würde: «Drugs»! Flo LeBeau besingt dabei nicht nur den in unserer Gesellschaft tief verankerten Konsum von Suchtmitteln, sondern philosophiert auch über andere Räusche, die einem das Leben bescheren kann, zum Beispiel die überwältigende Schönheit der Natur oder das traute Beisammensein mit geliebten Menschen.
Und damit ist diese kleine musikalische Achterbahnfahrt bereits wieder am Ende angelangt. In nur vier Tracks zeigt Flo LeBeau eindrücklich auf, was für ein talentierter, aufgeweckter und cleverer Musiker, Texter und Songschreiber er ist. Die EP vermag es, locker neben den Grossen des Fachs zu scheinen und einmal mehr darf sich die kleine Schweiz mit einem weiteren grossartigen Künstler rühmen.