Autor: Jon Øystein Flink
Titel: Ficken und Sterben
Verlag: Ubooks
Geschrieben von: Nicole Göbel
„Es ist hier vollkommen still, und bald werde ich die widerwärtigen Geräusche meines eigenen Todes hören. Ich weiss nicht so genau, wie die ausfallen werden, aber sicher wird es ein ugrisches Gurgeln und ein gotisches Schluchzen geben.“ Mit solchen und ähnlichen Reflexionen beginnt das Buch Ficken und Sterben des norwegischen Schriftstellers Jon Øystein Flink. Dieses dritte Werk des Autors ist das erste, welches ins Deutsche übersetzt wurde.
Da der Protagonist diese Geräusche nicht hören will, möchte er beim Sterben lieber Musik hören. Musik werde es angenehmer machen, und es bestehe kein Grund, sich einen letzten Genuss im Leben zu verkneifen. Doch er findet den passenden Soundtrack für seinen Tod nicht und irgendwie hat der etwas über 30-jährige Erzähler, der ausschliesslich in der Ich-Form schreibt, die Eier zum Selbstmord dann doch nicht. Er startet in eine abgefuckte nächtliche Odyssee durch Oslo, die Stadt, die er so sehr hasst. Er betrinkt sich, er geht ins Puff, er prügelt sich.
Dann taucht er wieder in sein normales Leben ein. Ein gutbürgerliches Leben mit einer Verlobten, mit Familientreffen und Streitigkeiten. Daneben führt der suizidale Schriftsteller ein zweites Leben. Er hält sich eine Geliebte und verstrickt sich in ein sexuelles Abenteuer mit einer 13-jährigen. Was dem Protagonist so alles widerfährt ist teils absurd, teils traumähnlich, teils alltäglich. Er ist direkt und ehrlich, er fickt und wird gefickt. Dem Titel wird also jede Ehre geboten.
Das dünne Buch mit seinen knapp 140 Seiten liest sich relativ schnell. Obwohl es immer wieder Passagen und sprachliche Ruppigkeiten gibt, die den Lesefluss unterbrechen. Sei es, weil Sätze holpern – was natürlich an der Übersetzung liegen kann – oder weil Beschreibungen über Themen wie die ewig repetitiven Geschichten des Grossvaters der Verlobten irgendwann langweilen.
Flink wählt die Umgangssprache als Stilmittel, was sehr zu seinem Protagonisten passt. Lässt er eigene Erfahrungen in die Figur einfliessen? Es scheint so. Vielleicht empfindet man genau darum die eigentlich unsympathische Hauptfigur dennoch als gar nicht so übel. Das Buch ist kein Meisterwerk, trotzdem bietet die Geschichte mit dem absehbaren Ende Unterhaltung.
Erscheinungs-Datum: 14. März 2011
Format: Hardcover, 12 x 18 cm, 138 Seiten
ISBN: 978-3-86608-146-8