Reckless Yes Records / VÖ: 14. Mai 2021 / Indie
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Text: Michael Messerli
Star Wars, Star Trek, Interstellar, Carl Sagan, die Mondlandung und der Moonwalk. Fightmilk klingen nicht wie eine überdrehte Sci-Fi-Band mit ordentlich Thrash-Schlagseite. Sie haben vielmehr einen Indie-Song am Start („I’m Starting To Think You Don’t Even Want To Go Space“), der musikalisch wie textlich als Initialzündung dazu dient, die anderen auf „Contender“ auch abheben zu lassen. Das Quartett aus London leistet sich sogar den Luxus, ihr neues Album wenig aufregend zu starten („Hey Annabelle!“ hätten sie sich verkneifen können), was mit dem bereits besagten vierten Song schlagartig ändert. Text, Musik und die einnehmende Stimme von Sängerin/Gitarristin Lily Rae bilden Synergien, die man nicht lange aufdröseln muss, bis man verstanden hat, wo dieses Raumschiff seinen Warp-Antrieb hernimmt. Und das notabene in einem Genre, das keinen einfachen Stand mehr hat, irgendwelche Innovationspreise zu gewinnen.
Fightmilk vereinen nicht unbedingt das Beste zweier Welten, sie versuchen erst gar nicht diesen Spagat. Aber immerhin das Beste ihrer beiden Welten. In den ruhigen, melancholischen Momenten überzeugen sie sofort, die temporeichen aufgestellten Nummern wirken zunächst unscheinbarer, als sie in Wahrheit sind. Was vielleicht auch etwas mit dem erwähnten Start zu tun haben mag – dabei ist „Lucky Coin“ ein toller Song, nur vielleicht ungelenk arrangiert und eingespielt. Unscheinbarkeit passt als Stichwort generell ganz gut, denn der Indierock von Fightmilk stellt sich damit in eine Reihe mit The Beths oder den Muncie Girls.
Das mit den Alleinstellungsmerkmalen ist dabei so eine Sache, wenn alle die klugen Texte sowie Melodien beherrschen, das Herz auf der Zunge tragen oder sowieso am linken Fleck. Da wir aber bei den hervortretenden Dingen sind: „Girls Don’t Want To Have Fun“ hat in seiner Strophe das bestmögliche Schlagzeug und verliert auch nach dem zwanzigsten Durchgang nichts an seiner unmittelbaren Schönheit. Zum Abschluss folgt mit „Overbite“ eine äusserst gelungene Hymne an vermeintlich äusserliche Unzulänglichkeiten, die einen schliesslich erst perfekt machen. So toll der Song, so toll auch das dazugehörige Video von Jono Ganz.
„Contender“ ist das zweite Album nach einem geradlinigen, eher unspektakulären und dennoch bereits einladenden Debüt („Not With That Attitude“). Es macht vieles noch besser, folgt einem roten Faden und ist ein echter Geheimtipp. Ein raketenhafter Aufstieg ist heute mit dieser Art von Indie nur noch selten möglich, aber uns reicht auch ein langsam steigender Ballon, der dafür dann etwas länger am Himmel kleben bleibt. Dort singt Lily Rae dann Zeilen wie „Don’t wanna be a girl/ I wanna be a cool cool girl“ und ihre Band im Hintergrund „Tell your friends“. Beides wäre hiermit abgehakt.