Witches Brew / VÖ: 29. April 2022 / Thrash Metal
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Text: David Spring
Bands wie Faüst sind seltene Fundstücke, wie sie einem fernab des Mainstreams nicht oft über den Weg laufen. Anstelle von langwierigen Bandvorstellung lassen wir diese durchgeknallte Gruppe darum für sich selbst sprechen: „Just 3 Czech and 1 Slovak boys with small penises doing what they love the most. Playing dirty bastard Thrash Metal and smoking weed.“
Diese blumige Beschreibung sagt alles. Das neuste Album „Tinnitus Inquisition“, welches auf dem sympathischen Deutschen Label Witches Brew erscheint, ist voller rasanter Thrash-Perlen erster Güte. Der Titeltrack ist ein lärmiges Intro, bis eine Frauenstimme mit starkem Akzent in bester Monty Python-Manier ankündigt „Nobody expects Tinnitus Inquisition“. Faüst sind ein Fall für sich, vogelfrei und völlig losgelöst.
Mit „Curse Eternal“ geht’s heavy und zerstörerisch los. Musikalisch orientieren sich Faüst an der teutonischen Sorte des Thrashs, Erinnerungen an Destruction und Tankard kommen auf. Dazu etwas Municipal Waste und die grösste Thrash-Band aller Zeiten, Gama Bomb, fertig ist der durchgeknallte Mix. Während der erste Song im vernichtenden Mid-Tempo gehalten ist, gibt es spätestens ab „Jungle Mangled“ kein Halten mehr. Volle Pulle nach vorne, mit wahnwitzigen Gitarrensolos und halsbrecherischen Beats.
Man kommt nicht umhin, Spass zu haben. Die Riffs sind grossartig, das ist Mucke zum Biertrinken und Durchdrehen. Textlich bewegen sich Faüst mehrheitlich in der Horror-Sparte, Titel wie „Born To Be Sacrificed“ und „Frontal Lobotomy“ bieten nicht allzu viel Interpretationsspielraum. Auch politisch orientierte Songs sind dabei, zum Beispiel der Closer „HK Beatdown“, in welchem die Zeile „it takes a short time to beat democracy down“ nicht aktueller sein könnte.
Nach nicht einmal einer halben Stunde ist der Ritt vorbei. Faüst rocken ohne Wenn und Aber, dafür mit grossem Augenzwinkern und gesunder Beobachtungsgabe. Schlicht und einfach fetter, solider Thrash Metal. „Tinnitus Inquisition“ darf auf keiner Fete fehlen, denn gute Laune, völliges Chaos und eine geschundene Leber sind damit garantiert.