Sargent House / VÖ: 14. September 2018 / Alternative Rock
emmaruthrundle.com
Text: Michael Bohli
Ob Fieber oder nicht, mit dem ersten Lied „Fever Dream“ auf ihrem vierten Album hat uns Emma Ruth Rundle einen Traum in Form von alternativer Rockmusik serviert. Mit stringentem Beginn, direkten Aussagen und einem wundervoll elegischen Ausklang – eigentlich wäre man bereits nach diesen wenigen Minuten zufrieden. Doch glücklicherweise dauert „On Dark Horses“ an und fesselt während seiner gesamten Spielzeit. Im Gegensatz zu ihren ersten Platten bietet uns die Amerikanerin keine zerbrechlichen Stücke, sondern laut aufbrausende Gitarrenminuten, welche einen noch lange nach dem Genuss verfolgen.
Lärm und Schönheit, diese beiden wichtigen Elemente des Lebens vereinigen sich bei Emma Ruth Rundle zu einer perfekten Einheit. „Control“ bietet sich als perfektes Beispiel an, weiss die Künstlerin hier genial, unendliche Rückkopplungsorgien mit einer packenden Melodie zu verbinden. Man reitet wie auf einer Welle, kämpft um die Oberhand, ist aber auch bei einer Niederlage mehr als begeistert. Es ist kaum zu glauben, ist dieses dichte und atmosphärische Album mehr oder weniger auf Tour entstanden, wirkt alles so gefestigt und perfekt arrangiert.
Mit ihren mysteriös wirkenden Texten und einer klanglichen Stimmung, welche zwischen lauten Dreampop- und vernichtend rumorenden Noise-Folk-Passagen wechselt, ist „On Dark Horses“ ein perfektes Album für alle Freunde der Gitarrenmusik. Emma Ruth Rundle muss sich und uns nichts beweisen, viel eher greift sie tief in ihre Seele und holt deren Zustand ungeschönt an die Oberfläche. Das geht natürlich nicht ganz ohne Blut zu verlieren, bietet aber Verdammnis und Läuterung zugleich. „It’s My Time To Shine“ – atemberaubend.