Sargent House / VÖ: 5. November 2021 / Alternative, Singer-Songwriter
emmaruthrundle.com
Text: Michael Bohli
Das schöne und melancholische Klavier, welches “Return” einleitet, lässt an Nick Cave denken, sobald der Gesang einsetzt, weiss man aber, hier spielt Emma Ruth Rundle und schüttet uns ihr Herz aus. Nach diversen Alben voller markerschütternder Gitarrenmusik (zuletzt mit dem famosen «On Dark Horses» oder in Kollaboration mit Thou), wird die Künstlerin intimer. «Engine of Hell» ist eine Wandlung zur Singer-Songwriterin ohne Bandbegleitung, ohne eine Spur an Intensität und Stärke zu verlieren. Der Minimalismus findet im Volumen statt, nicht in der Darstellung. Vielmehr fühlt man sich Rundle näher als jemals zuvor.
Mit der akustischen Gitarre, dem Piano und einigen sanften Flächen sind die acht Lieder auf «Engine of Hell» zurückhaltend, treffend mit jedem Takt das Herz. Die kernige Stimme und der unvergleichliche Ausdruck von Emma Ruth Rundle passen hervorragend zu der Form, die Atmosphäre des Albums ist betörend. Als Wendepunkt in ihrer Karriere konzipiert, wirken die Lieder wie ein Schlusspunkt und Neustart. «Razor’s Edge» wird direkt neben deinen Ohren gespielt, «The Company» lässt alle Lichter dunkler werden. Die Musik ist verletzlich und unpoliert, noch ehrlicher kann es nicht werden.
Die neue Konzentration auf das Tasteninstrument tut Wunder, auch wenn das handgemachte Saitenspiel nicht vergessen ging («Citadel»). Emma Ruth Rundle hat mit der Platte zeitlos-kräftige Musik geschaffen, die berührt und emotional lange nachwirkt. Nicht nur der Abschluss mit «In My Afterlife» ist ein Beben, das durch Seele und Körper wandert. Hoffen wir, dass es ihr half, die persönliche Hölle auf weite Entfernung zu bringen.