Lauter Musik / VÖ: 29. März 2019 / Alternative Rock, Grunge
elioricca.com
Text: Michael Bohli
Irgendwann ist auch mal genug, das mussten die beiden Musiker Elio Ricca und Philip Meienhofer gedacht haben, als sie nach etlichen Anfängen und Versuchen noch immer kein Stück weiter waren. Schnell wurde entschieden, das Rohmaterial verfeinert und zu einem Album geformt. „Lovely Underground“ heisst die zweite Scheibe des St.Galler Duos Elio Ricca und zeigt sich zugleich als Hymne für den Untergrund, wie auch dessen Sprengversuch. Dieser dreckige Garagenrock will an die frische Luft, er will in den Park.
Fleckig sind die Lieder eh schon, wurde nämlich vieles live aufgenommen und in typischer DIY-Manier rau gelassen. Elio Ricca lassen ihre Gitarre und das Schlagzeug direkt auf die Verstärker prallen, geben sich den Verzerrungen hin und füllen jeden Raum mit Schall. „Dark Horse Samba“ lässt die Ohren surren, die Musik klingt am Ende gar wie heulende Sirenen. Kurze Momente voller Keyboard und in die Ferne gerückten Gesang agieren dazu als emotionalen Gegenpol, „Bad Memories“ lässt ein gewisses Mass an Verzweiflung zu. Aber aufgegeben wird hier nicht, viel eher aus der Dunkelheit gelernt.
Elf Episoden an Konfrontation und Selbstanalyse bietet „Lovely Underground“, Elio Ricca heben sich damit selber aus der Gosse und beweisen der Schweiz, dass eine gehörige Portion krachenden Grunge noch immer hilfreich war. Die langwierige Entstehung hört man dabei nie heraus, viel eher wirken alle Songs frisch und spontan, das Duo labt sich nicht an bewährten Standards, sondern sucht im Schmutz nach der Erlösung. „Lunar Eclipse“ bietet Gitarrenexplosionen, „I Lost My Leg“ einen temporeichen Aufprall – und am Ende ist es wirklich entzückend.