Polydor Records / VÖ: 3. Februar 2017 / Alternative Rock
elbow.co.uk
Text: Michael Bohli
An kalten und grauen Tagen liegt man sehr gerne auf dem bequemen Sofa und nistet sich unter der Kuscheldecke ein. Und obwohl dies eigentlich jedes Mal dasselbe ist, fühlt es sich doch immer wieder wunderschön an. Genauso verhält es sich mit Elbow – die Band erreicht mit jeder neuen Platte wieder das wohlige, bekannte Gefühl ohne sich zu stark zu wiederholen oder den Hörer zu langweilen. „Little Fictions“ führt diese Qualitäten nun perfekt fort – ist das Werk doch sanft, ruhig und voller herzensguter Melodien. Und es ist wunderbar, sich erneut von der fantastischen Stimme Guy Garveys einlullen zu lassen.
Seit 27 Jahren und acht Studioalben musizieren sich die Briten in die Königsklasse der alternativen Rockmusik. Mit ihrem eigenen Klang, den grossen Gesten und dem Auge für Details fahren sie immer grössere Erfolge ein. Dabei gelang es Elbow immer, ihre Ruhe zu bewahren und mit den neuen Liedern nicht den schnellen Hit schreiben zu wollen. So sind Momente wie „Magnificent (She Says)“ oder „All Disco“ zwar sehr eingängig und machen sich auch im Radio super, verfügen aber über genügend Zurückhaltung, um nicht überproduziert zu nerven. „Little Fictions“ fährt zwar wieder viele Keyboardspuren, Streicher und Perkussion auf, jedoch ohne sich jemals selber zu überladen. Lieder wie „Montparnasse“ sind wunderbar komponiert und hallen leise nach.
Am besten sind Elbow immer dann, wenn sie sich emotional in deine Gedanken schleichen. Plötzlich singst du auch Tage später einzelne Textzeilen, pfeifst eine Melodie oder fühlst dich berührt. Und dies passiert auch wieder mit kleinen Taten wie dem Titellied oder „Head For Supplies“ – zuerst unscheinbar und danach riesengross. Grossartig auch das rhythmische „Gentle Storm“ – und über allem der umwerfende Gesang. Man muss nicht wild, laut oder völlig schrill daherkommen – das beweisen Elbow erneut überlegt und gefühlvoll.